Backstreet Boys – Show ´Em What You´re Made Of (DVD)
Die Backstreet Boys veröffentlichen ihre Band-Dokumentation „Show ´Em What You´re Made Of“ auf DVD, RTL 2 zeigt sie parallel dazu nach der Live-Hochzeit von Daniela Katzenberger im Fernsehen. Damit dürfte die Zielgruppe schon mal klar umrissen sein.
Warum also sollte man sich als Musikjournalist mit dieser im Übrigen schon etwas älteren Dokumentation (VÖ in Amerika war im Januar 2015) beschäftigen?
Die Antwort kann man ehrlich gesagt erst dann geben, wenn man sich die zwei Stunden angeschaut hat. Denn auf dem Papier sind die Backstreet Boys zwar mit 130 Millionen weltweit verkaufter Alben ein Flagschiff der Popkultur, Tiefe und Anspruch erwartet man von den Jungs bzw. den Machern einer solchen Dokumentation eher nicht.
Man sollte aber mit diesen Vorurteilen vorsichtig sein. Die Dokumentation ist nämlich klasse, kurzweilig und sehr informativ. Von der Anfangszeit der Casting-Band, über ihre erfolgreichste Zeit kurz vor der Jahrtausendwende bis hin zur Vorbereitung ihrer Reunion-Shows 2013 werden alle relevanten Etappen der Bandgeschichte erzählt.
Im Laufe der Dokumentationen reisen die einzelnen Mitglieder in ihre Vergangenheit, treffen frühe Förderer, sprechen über ihren ersten Manager Lou Pearlman (der mittlerweile im Gefängnis sitzt) und arbeiten ihre familiären oder bandinternen Probleme auf. Und hier zeigt sich dann auch die Stärke von „Show ´Em What You´re Made Of“.
Egal, ob Brian (bzw. seine Bandmitglieder) daran zweifelt, ob seine Stimme dem Druck der Reunion standhält oder die Aufarbeitung der Alkohol- und Drogenprobleme der einzelnen Mitglieder, man hat immer das Gefühl, dass hier recht offen und ehrlich über das Erlebte gesprochen wird. Dabei wird natürlich viel rumgeheult. Aber selbst das wirkt auf eine gewisse Art authentisch. Auch Superstars haben kaputte Familien oder Probleme mit der Gesamtsituation. Fast schon komisch wirkt dabei der Moment, in dem Nick vor versammelter Band erzählt, dass ihn in der Schule wirklich niemand leiden konnte, was die anwesende Lehrerin von früher schlicht mit einem „I know“ bestätigt.
Am Ende tu ich mich natürlich ein bisschen schwer, alten Männern beim Einstudieren einer Tanz-Choreografie zuzugucken, zumal ich mich ja noch an die erfolgreiche Zeit in den 1990er-Jahren erinnern kann. Aber ehrlich gesagt finde ich das alles grundsympathisch. Und man wird auch nach zwei Stunden das Gefühl nicht los, dass die Backstreet Boys vor allem deshalb solange in diesem Geschäft überleben konnten, weil sich sich gegenseitig mit dem größtmöglichen Respekt behandeln. Nur die Metapher des gemeinsam zu erkletternden Bergs (so beginnt und endet die Doku) ist mir dann doch zu viel, da sie schlicht und ergreifend nicht nötig gewesen wäre.
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Video: Trailer „Show ´Em What You´re Made Of“