The Smashing Pumpkins – Aghori Mhori Mei
Völlig überraschend haben die Smashing Pumpkins, die sich aktuell weiterhin auf ihrer „The World Is A Vampire“-Welttournee befinden, vor erst rund zwei Wochen auf ihren Band- Kanälen den Release ihres neuen 13. Longplayers „Aghori Mhori Mei“ angekündigt, der nun in digitaler Form erschienen ist. Groß angelegte Promotion, Vorabsingle-Release: Fehlanzeige. „Zehn Songs, rund 45 Minuten Spielzeit – wir sind stolz auf diese Platte“, so Pumpkins-Mastermind Billy Corgan. „Und am Ende lassen wir die Fans entscheiden, ob uns dieses Album musikalisch zurück nach Hause gebracht hat, was angeblich ja unmöglich sein soll.“
Gemeinsam mit den Original-Bandmitgliedern Jimmy Chamberlin (Drums) und James Iha (Gitarre) hat Sänger/Gitarrist Corgan mit dem neuen Album also an die Pforten der Smashing-Pumpkins-Vergangenheit geklopft – und sie haben sich geöffnet: Krachend, gerade heraus und energiegeladen kommen die ersten drei Songs „Edin“, „Pentagrams“ und „Sighommi“ daher, die den rockigen Ton des Longplayers setzen und allesamt daran erinnern, dass die Musik der Alternative-Ikonen aus Chicago hart vom Heavy-Metal-Sound der 1980er-Jahre beeinflusst wurde.
Ähnlich stark wie vom Post-Punk und Gothic-Rock von Bands wie The Cure, Depeche Mode und allem voran Joy Division, was auf dem dann folgenden Track „Pentecost“ samt Synthesizern und Piano eingänglich rauszuhören ist. Apropos Joy Division: Das Cover-Artwork von „Aghori Mhori Mei“ scheint inspiriert von den Aufnahmen der NASA-Cassini-Mission des Saturn-Mondes Titan – und kann als Hommage an das ikonische Design des Joy-Division-Debüts „Unknown Pleasures“ von Peter Saville interpretiert werden. Dort sind die ersten aufgezeichneten Gravitationswellen eines Pulsars, also eines gestorbenen Sterns, abgebildet – ebenfalls in puristischem Schwarz und Weiß.
Mit musikalischer Beschaulichkeit ist es sodann aber auf dem fünften Albumsong „War Dreams Of Itself“ auch gleich wieder vorbei: Der Schlagzeugbeat des als klassischer Jazz-Drummer ausgebildeten Chamberlin ist so treibend, als sei der Teufel persönlich hinter ihm her, begleitet von Ihas und Corgans messerscharfen Gitarrenriffs. „Who Goes There“ bietet mit seinen sphärischen Synthies, die Corgans eindringliche Stimme perfekt umspielen, einen kurzen Moment zum Durchatmen. Überhaupt präsentiert sich Billy Corgan stimmlich on the very top of his game, so glockenklar klingen seine Lyrics.
„999“ startet mit ruhigem Piano-Intro, nur um kurz darauf abermals mit donnernden Drums förmlich zu explodieren. Melancholisch verträumtes Gitarrenspiel bietet „Goeth The Fall“, vielleicht der Standout-Track des neuen Longplayers – nicht zuletzt, weil er einen angenehmen Gegenpool zum dynamischen Grundton „Aghori Mhori Meis“ bildet. Das vorletzte Stück „Sicarus“ geht zum finale furioso abermals in die Vollen, bevor „Murnau“ samt opulent-orchestral angehauchtem Charakter den Schlussakkord setzt.
Billy Corgan hat das neueste Werk seiner Band im Vorfeld des Release mit ihrem 1993er-Masterpiece „Siamese Dream“ und „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ (1995) verglichen. Ob es diesem Vergleich standhält, wird sich noch zeigen. Was aber schon jetzt feststeht: Die Smashing Pumpkins sind mit „Aghori Mhori Mei“ tatsächlich insofern nach Hause zurückgekehrt, als dass sie zwar ihre künstlerischen Wurzeln zitieren, den Blick aber dennoch musikalisch nach vorn richten – so wie sie es immer getan haben und sich dabei stets treu geblieben sind: in ihrer Kompromisslosigkeit, Leidenschaft und Unverwechselbarkeit. Mit „Aghori Mhori Mei“ haben sie ihrem musikalischen Erbe ein weiteres funkelndes Mosaiksteinchen hinzugefügt.
Band: The Smashing Pumpkins
Album: Aghori Mhori Mei
VÖ: 02.08.2024
Label: Martha’s Music/Thirty Tigers