THE LOTTERY WINNERS & THE DEADNOTES – KÖLN, CLUB VOLTA (08.03.2025)
Eine Headline-Show von The Lottery Winners in einem kleinen Venue und The Deadnotes als Support – zu schön um wahr zu sein? Zum Glück noch nicht. Am gestrigen Abend lud der Club Volta zu einem ganz besonderen Stelldichein.
Club Volta, der kleine Bruder des Carlswerk Victoria, liegt ebenfalls auf dem Carlswerk-Gelände in Köln-Mühlheim und ist mit seiner kompakten Ausrichtung und Platz für rund 400 Menschen wie gemacht für solche Abende. Und die Briten von The Lottery Winners, die uns ja schon als Opener für The Leve11ers kollektiv begeistert hatten [Hier geht’s zum Konzertbericht.], versprachen gemeinsam mit ihrem Last-Minute-Support The Deadnotes, deren jüngstes Werk „Rock ’n’ Roll Saviour“ wiederum in Nullkommanix meine persönliche Heavy Rotation sprengte [Hier geht’s zum Review.], eine Live-Show mit allen Schikanen. Also: Ankommen, Kaltgetränk, Merchstand, Vorfreude. Go!
The Deadnotes
Jesus Christ! I’m Falling In Love
Pünktlich um 20 Uhr betreten The Deadnotes zum Intro ihres frisch erschienenen Albums die Bühne und starten mit dem daran anschließenden Brecher „Jesus Christ! (I’m Sick And Tired Of Falling In Love)“ ein 30-minütiges Set, das mit eben der Leidenschaft und Kompromisslosigkeit besticht, die ich schon auf Vinyl so gefeiert habe. Die kongenialen Masterminds, der extrovertierte Darius Lohmüller an Gitarre und Gesang und der stille Jakob Wahlheim am Bass, werden dabei von Schlagzeuger Felix Osterhoff unterstützt, während ein Synthie ergänzende Sounds von Saxophon oder Keyboard beisteuert.

The Deadnotes bringen den Club Volta auf Touren.
Das Ergebnis ist eine Show mit äußerst druckvollem Sound, die Songs aus den unterschiedlichen Schaffensphasen der schon seit 2011 aktiven Band enthält, in deren Zentrum aber mit Hits wie „Marlboro Man“, „Reservoir“ und „American Sightseer“ selbstredend das furiose aktuelle Album steht. Der gut gefüllte Club nimmt die frenetische Performance dankend an und ist nun bestens auf den Main-Act vorbereitet. The Deadnotes selbst werden in den kommenden Wochen deutschlandweit eigene Headline-Shows spielen, die an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich empfohlen seien. [Hier gibt’s die Tourdaten.] Dass es sich scheinbar auch noch um echt sympathische Jungs handelt, macht die Sache rund. Alle hin da!

Kongeniales Duo: Darius Lohmüller (li.) und Jakob Walheim (re.)
The Lottery Winners
Burning Down The House
The Lottery Winners, besagter Main-Act am heutigen Abend und eindeutiger Anreise-Grund der Mehrheit der Besuchenden, sind ein Phänomen. In ihrer Heimat, wo die Band aus Leigh, Greater Manchester alleine auch größere Hallen füllt, sind sie längst dem Geheimtipp-Status entwachsen und so strebt das umtriebige Quartett mit endlosen Touren und unzähligen Gigs nun auch auf dem europäischen Festland nach Größerem. Nicht zuletzt die zum kommenden Sommer angekündigte Tour als Support-Act für Robbie Williams zeugt davon.

Drehen den Laden mit Links auf links: The Lottery Winners
Letzterer steht dann auch Pate zum Einmarsch von Thom Rylance (Gesang, Gitarre), Robert Lally (Gitarre), Katie Lloyd (Bass, Gesang) und Joe Singleton (Drums), die zu „Let Me Entertain You“ die Stage – und damit den ganzen Club Volta – kapern und fortan nicht mehr aus der Hand geben.
Mit „Worry“, dem Opener vom tollen 2023er Album „Anxiety Repalcement Therapy“, eröffnet die Band ihr Set und von einer Sekunde auf die andere singt und springt ein ganzer Club bis zum Ende des Abends zum Sound der Lottery Winners. Frontmann Thom gelingt es, wie schon im vergangenen Herbst im Gloria, das Publikum mit einzubinden und TLW-Ohrwürmer wie „The Meaning Of Life“, „Letter To Myself“ oder „You’re Not Alone“ in einen wilden Reigen aus abenteuerlichen Stories, schrägen Show-Einlagen und viel Klamauk zu mischen. Egal ob man TWL-Neuling ist oder sich beim wiederholten Besuch die ein oder andere Einlage als standardisierter Running-Gag entpuppt: Man kann sich diesem Sog aus guter Musik und guter Laune nicht entziehen!

Für die Handy-Licht-Spielereien als Teil der Show gab’s am Eingang sogar kleine Farbfilter.
Und damit sind wohl auch zwei ganz wesentliche Zutaten des Erfolgsrezeptes der Band benannt: The Lottery Winners liefern breitgefächert feinste Pop-Hits, die unmittelbar in die Beine gehen und dauerhaft im Ohr bleiben. Daran, so scheint es, haben auch und vor allem Robs und Katies musikalische Finessen ihren Anteil. Und von Thom werden die Songs in einem Show-Paket serviert, das so aktuell sicher seinesgleichen sucht. Es gibt das typische Laut-Leise-Mitsingen, selbstironisch geposte Cheers für den bandeigenen Instagram-Kanal und eine Digitalkamera die einen Abend lang im Publikum auf Reisen geht. Mittendrin singt plötzlich ein britischer Zuschauer, der bei anderer Gelegenheit eine Wette verloren haben muss, auf der Bühne und in Begleitung von Band und weitem Rund schlecht aber sympathisch den Oasis-Hit „Don’t Look Back In Anger“ und zum großen Finale werden zum Kracher „Burning House“ sechs Menschen in verkappter Courtney-Cox-Manier auf die Bühne gebeten um mit Thom – und schließlich dem ganzen Club – eine Choreo einzustudieren, während die Band den Laden endgültig in Schutt und Asche legt und anschließend ein erschöpftes aber glückseliges Publikum nach Hause entlässt.

„One more time, Cologne!“ Publikum und Band beim großen Showdown.
Ein Abend also, der den Erwartungen standhielt und zwei Bands, die auf ganz unterschiedliche Art doch auch eine große Gemeinsamkeit zum Ausdruck brachten: dass sie nämlich beide heute Abend nur auf der Bühne standen, weil sie allen individuellen Widrigkeiten zum Trotz, durchhielten. Weil sie das tun, woran sie so sehr glauben. Eine Botschaft, die Thom Rylance auch allen Zuschauer*innen mit auf den Weg gibt: „No matter what: Do it anyway!“ Hoffen wir, dass sich Mut und Hingabe für diese beiden Bands auszahlen.