Taking Back Sunday – Live in Köln (16.12.2014)
Taking Back Sunday spielen zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres im Kölner Luxor. Und auch wenn Kollege Paulus das Februar-Konzert ganz okay fand, blieb mir die Band durch ihre Show beim diesjährigen Groezrock Festival eher in negativer Erinnerung.
Vor den Türen des Luxor ergibt sich vor dem Konzert erst einmal eine interessante Szene. Drei Amerikaner unterhalten sich angeregt, während ein vierter freundlich fragt, ob einer von ihnen noch ein Ticket benötigt. Während der Unterhaltung nestelt er ungeschickt an der Innentasche seiner Jacke herum – offensichtlich versucht er das Ticket herauszubekommen – was die Amerikaner ziemlich zu irritieren scheint. Nachdem der Kartenverkäufer die Gruppe verlassen hat, herrscht Aufregung. Der Fremde hätte äußerst beängstigend gewirkt, wie jemand der blitzschnell aus der Jacke eine Waffe gegen sie richten könnte. Ernsthaft? Äußerst bezeichnend, gerade jetzt, wo Menschen aus Angst gegen fremde Kultur demonstrieren.
Nun aber zum eigentlichen Thema des Artikels: Blitz Kids stehen bereits auf der Bühne und vor selbiger eine Horde Teeniemädels, die jeden Song feiern, als ob es kein Morgen gibt. Mir waren die Herren aus Manchester bis dato nur am Rande begegnet und beim vorherigen reinhören eher als belanglos in Erinnerung geblieben. Der Live-Eindruck gefällt mir dann schon etwas besser. Spielfreude ist auf der Platte eben nur bedingt darstellbar. Der Gitarrist spritzt derweil pantomimisch Richtung Soundmann ab… nun gut.
Weiter geht es mit den Marmozets – aufmüpfiger Rock‘n‘Roll mit rotzigem Frauengesang. Die fünf Briten haben sich in ihrer Heimat bereits durch Auftritte bei den großen Festivals einen Namen erspielt. Auch in Köln kommen sie gut an, doch mir ist das auf Dauer wirklich zu anstrengend. Sorry – „not my cup of tea“.
Zu Taking Back Sunday hatte ich seit dem unfassbar miserablen Auftritt beim diesjährigen Groezrock Festival ein eher zwiegespaltenes Verhältnis. Gerade weil mir die 2002 erschienene „Tell All Your Friends“ besonders am Herzen liegt, wage ich einen nun zweiten Versuch.
In der Pause durch die Klimaanlage des Luxor tiefgefroren, hoffen alle auf einen baldigen Beginn der Show, um sich endlich warm tanzen zu können. Die Kälte ist jedoch schnell verflogen, als Taking Back Sunday die ersten Songs spielen. Zu meiner Freude, und wie der Bewegungsdrang um mich herum vermuten lässt auch der des restlichen Publikums, besteht das Set aus einigen Songs des obengenannten Debütalbums. „You know How I Do“, „Timberwolves At New Jersey“, „You‘re So Last Summer“ und nicht zu vergessen „Cute without the E (Cut From The Team)“ – Großartig! Generell ist die Songauswahl eine gute Mischung aus allen Alben. Wie zu erwarten wickelt Sänger Adam Lazzara das Mikrokabel gekonnt um sämtliche Körperteile, macht einen Handstand auf dem Verstärker, tänzelt grazil auf der kleinen Bühne auf und ab und hilft Crowdsurfern gefahrlos im Bühnengraben zu landen. Tatsächlich räumen die anderen Bandmitglieder, welche sich eher am Rand und im Hintergrund aufhalten ihm dafür seinen Freiraum ein.
Die Kommunikation mit dem Publikum wechselt zwischen sarkastisch, charmant-lustigen Ansagen und ehrlich-emotionalen Geschichten. „Better Homes And Gardens“ kündigt Lazzara als seinen Lieblingssong an, denn die darin beschriebenen Geschehnisse machen es zwar nicht leicht den Song zu singen, jedoch besitzt der Song für ihn eine Art therapeutischer Wirkung.
All das, was mich am Auftritt beim Groezrock Festival gestört hat, ist nun besser: der Sound ist für das Luxor, zumindest im vorderen Drittel ordentlich, die Band wirkt nahbarer und sympathischer. Okay das kaum bis äußerst spärlich vorhandene Frontlicht ist der einzige negative Punkt. Ich will doch die Emotionen der Band sehen und nicht erahnen müssen! Dennoch bin ich froh, dass nun, der negative mit einem positiven Eindruck überschrieben wurde.
Video: Taking Back Sunday – „Flicker, Fade“