stoic mind – To Know What I’m Scared Of
Mit „To Know What I’m Scared Of“ gelingt Kilian Bungert als stoic mind ein bemerkenswertes Debüt: detailverliebt, emotional und tiefgründig – ein Werk von Bedacht und Sorgfalt. Wer sich darauf einlässt, taucht ein in eine dichte und äußerst gefühlvolle Melange aus Indie, Folk und Americana.
Nach Jahren in Bandgefügen ist „To Know What I’m Scared Of“ nicht nur Kilians Debüt als stoic mind, sondern sein erstes Release als Solokünstler überhaupt. Mehr Freiheiten also – und mehr Verantwortung. Als große Hilfe bei dieser Challenge und als entscheidenden Einfluss auf die Entstehung der zehn Songs nennt er selbst das Prinzip der „Effortless Mastery“, ein Konzept des Jazzpianisten Kenny Werner über angst- und urteilsfreies Musizieren. Im dort propagierten Safe Space, den nicht zuletzt sein Alter Ego stoic mind ihm gewährte, gelang es dem Kölner seine ganz eigene musikalische Stimme zu finden – und ihr zu vertrauen.

Mit Hilfe seines Alter Egos auf dem Weg zu sich selbst: Kilian Bungert aka stoic mind. (Foto: Jan Barthel)
So sehr sogar, dass stoic mind fortan kein reines Soloprojekt bleiben musste: Mit überzeugenden Songs und jeder Menge Selbstvertrauen im Gepäck öffnet sich Kilian im Berliner Studio den Ideen seiner Unterstützer – und damit einem Entstehungsprozess, der „To Know What I’m Scared Of“ zu dem abwechslungsreichen und vielschichtigen Werk werden lässt, das es ist. Und so sehr er im Rahmen der Promo auch die Liebe zum Unperfekten betont: Die einzelnen Songs und letztlich das gesamte Album entfalten sich bei jedem Durchlauf mehr zu akribisch austarierten Gebilden. Jeder Ton, jede Silbe scheint hier sorgfältig gewählt und platziert – mit einer Genauigkeit, die spüren lässt, mit wie viel Herzblut und Hingabe diese Musik erarbeitet wurde.
Unter all den verwobenen Gitarrenschichten, Hallfahnen, Soli und ausladenden Refrains aber liegen Melodien, die ihre volle Kraft erst peu à peu entfalten. Sie drängen sich nicht auf, sondern wachsen mit jedem Hören – und hallen umso länger nach. So etwa in der ersten Single des Albums „See What You Don’t See“, ebenso beim beschwingten „Neverland“, dem trotzigen „Fucked Up!“ und natürlich dem sehnsüchtige Zentrum, der großartigen dritten Single „Into The Dark“. Inhaltlich konfrontiert stoic mind uns dabei, Künstlernamen und Albumtitel gerecht werdend, mit den großen emotionalen Komplexen: Themen wie Liebe und Angst, Zuversicht und Selbstzweifel werden von Kilians ebenso markanter wie variabler Stimme eingewoben in Songs, die mal schmeicheln, mal brodeln, mal rocken.
„Sound entspringt dem Gefühl“ so der Musiker – und doch steckt hier in jedem Takt eine Menge Kontrolle und Präzision. „To Know What I’m Scared Of“ ist der eindrucksvolle Erstling eines Künstlers, der seine Vision gefunden hat – und den Weg dorthin noch ebnet. Manchmal ist es vielleicht ein wenig zu viel des Guten – zu viel der Layer, der Overdubs und der Phrasierungen. Den Blick auf die Seele dieser tollen Songs verstellt all das aber schlechterdings nie. Chapeau, Hutträger! [kh]
Artist: stoic mind
Album: To Know What I’m Scared Of
VÖ: 10.10.2025
Label: Rookie Records