Millennial Punk – eine Subkultur in Zeiten der Digitalisierung
Dass sich in der ARD-Mediathek die ein oder andere Perle versteckt, sollte mittlerweile bekannt sein. Seit dem 28.05.2024 befindet sich dort ein weiteres Highlight: „Millennial Punk – eine Subkultur in Zeiten der Digitalisierung“.
Um die Veröffentlichung zu feiern, luden die Macher*innen der Dokumentation in das Düsseldorfer Savoy Theater ein, um nach einer kurzen Talkrunde die ersten beiden Folgen vorab zu zeigen. Beeindruckend gut gefüllt mit allerlei Punk-Prominenz machte bereits das Frage-Antwort-Spiel mit Nico Hamm (Produzent), Flo Wildemann (Producer), Diana Ringelsiep und Felix Bundschuh (Drehbuch und Regie) Lust auf mehr.
Und niemand dürfte zwei Stunden später enttäuscht nach Hause gegangen sein. Der Hintergrund ist derweil schnell erzählt. Zur Jahrtausendwende wächst eine neue Generation von Punks heran, die sich selbst als Teil der Popkultur begreift. Die sich außerdem spätestens durch 9/11 stark politisiert hat und die bis heute authentisch und aktiv unter anderem gegen Nazis, Sexismus und Queer-Feindlichkeit kämpft. Hier besticht vor allem Teil 2 „#AKTIVISMUS – die politische DNA von Punk“ durch einen ungeschönten Blick auf Seenotrettung (Dariush Beigui / Iuventa-Kapitän) und Tierschutz (Victoria Müller). Und auch die tapferen Lohmeyers (Jamel rockt den Förster) kommen ausführlich zu Wort, um von ihrem Kampf gegen die Nazis im Dorf zu erzählen.
„Millennial Punk” beleuchtet das vernachlässigte Kapitel einer totgesagten Subkultur, die mehr zu bieten hat als Stachelfrisuren und Dosenbier. Die vierteilige Dokumentation mit 69 Musiker*innen und Aktiven aus der Szene, wie z. B. Die Toten Hosen, Broilers, WIZO, Antilopen Gang, Fat Mike von NOFX, Donots, Pascow, Akne Kid Joe, Massendefekt, Swiss, Diggen, Rogers und vielen anderen zeichnet das Porträt einer subversiven Jugendbewegung, die keine Angst vor Veränderungen hat.
Was mir vor allem neben der allgemeinen Thematik und der bemerkenswerten Detailverliebtheit der Macher*innen gefällt, ist der Humor, der bei den beteiligten Personen immer wieder durch kommt. Darüber hinaus merkt man vielen Beteiligten an, dass sie sich im gebotenen Setting sehr wohlfühlen. Am Ende ist es das angekündigte „authentische Porträt einer Subkultur in Zeiten der Digitalisierung“. Ich für meinen Teil habe selten eine so gute Musik-Dokumentation aus Deutschland gesehen. Und deshalb gab es vom Premieren-Publikum im Düsseldorfer Savoy-Theater auch völlig zurecht minutenlange Standing Ovations.