meka – The Rabbit
Mit „The Rabbit“, ihrem Debüt als meka, veröffentlicht die Musikerin Melissa Lingo ein Album, dessen scheinbarer Minimalismus mit jedem Hören mehr zu einem Fluß aus eindringlichen Tönen und Bildern wird und das sich schließlich als das Tagebuch einer äußerlich und innerlich Reisenden offenbart.
Aufgewachsen in einer abgelegenen kalifornischen Bergstadt, später Nomadin in Brasilien, Indien, Kambodscha und Europa, formt meka ihr bewegtes Leben auf „The Rabbit“ zu einem Sound, der seine Kraft aus dem Mut zur Reduktion schöpft. In einer Melange aus Kammer-Folk und Field Recording treffen persönliche, manchmal fragmentarische Lyrics auf Arrangements, die zwar in der Folk-Tradition der 1960er und 70er Jahre verwurzelt sind, die aber stets mit wohlgewählten zeitgenössischen Versatzstücken angereichert werden. Die luftige Produktion unterstreicht das – statt Überladenheit gibt es hier viel Raum für Nuancen, in dem sich die einzelnen Elemente organisch in den emotionalen Flow der Songs einfügen.

Melissa Lingo aka meka
Die mit glasklarer und doch zerbrechlicher Stimme vorgetragenen Lieder wurzeln dabei tief in mekas Biografie – sowohl in der bis heute anhaltenden äußeren Reise über die Kontinente als auch in der inneren Auseinandersetzung mit Identität, Krankheit und Verlust. „Temperance“ beispielsweise erzählt von der Autofahrt durch das brennende Kalifornien, begleitet vom Schmerz über den Tod eines Freundes. Die Streicher kreisen dabei wie Rauch über verkohlte Landschaften, während mekas Gesang zwischen Resignation und Sehnsucht pendelt. Diese atmosphärische Dichte durchzieht das gesamte Album wie ein roter Faden. Auch in „Tomato Song“ malt die Künstlerin mit impressionistischen Skizzen – die Mutter im Sommergarten, meka selbst mit Zigarette im Mundwinkel im Schatten des Todes – zum Arrangement aus Klavier und zartem Schlagzeug ein musikalisches Stillleben, das verstörend und schön, blühend und faulig zugleich ist.
Doch das Album kennt auch versöhnliche Momente. „Baby Blues“, geschrieben für eine enge Freundin, ist ein stilles, aber intensives Liebeslied, das die Frage nach Verlässlichkeit und Beständigkeit in dieser flüchtigen Welt aufwirft. Hier zeigt sich mekas Fähigkeit, tiefe emotionale Wahrheiten mit einfacher Sprache und feinen melodischen Mitteln zu transportieren.
Es ist diese Mischung aus Intimität, Tiefe und musikalischer Feinfühligkeit, die das Album besonders macht. „The Rabbit“ meidet große Gesten zugunsten eines leisen Schreitens auf dem feinen Grat zwischen Verlust und Hoffnung. Es ist das stille und fragile Werk einer Künstlerin, die in der Welt zu Hause ist und dennoch nicht angekommen zu sein scheint.
Künstlerin: meka
Album: The Rabbit
VÖ: 21.05.2025
Label: Dumont Dumont