Love A – Jagd und Hund
„Wir machen Schulden, sammeln Herzen, denn unsere Selbstzweifel lassen das zu. Komm lass es bitte endlich einfach sein. Einer redet… Du hörst zu“ („Regen auf Rügen“)
Da ist es also, das dritte Album von den Redaktionslieblingen Love A. Bereits beim Vorgänger „Irgendwie“ hatte ich der Band einen großen Schritt nach vorne prognostiziert. Den Schritt haben die Jungs aus Trier und Köln dann auch gemacht. Eine gute Produktion sowie ein paar schlaue Zitate wie „Kopf aus – Musik an“ („Entweder“), oder „Du hast keine Ahnung, wofür mein Herz schlägt“ („Windmühlen“) haben die Band bekannt gemacht und bis ins Feuilleton der ZEIT gebracht.
Auch mit „Jagd und Hund“ werden Love A einen weiteren Schritt nach vorne machen, so viel ist sicher. Die Jungs haben mit Rookie Records und Audiolith Booking ein super Team um sich versammelt. Sie haben einen Gitarristen, der nicht nur coole Pickings auf seinem Instrument spielen kann, sondern auch einen extrem stilsicheren Plan von Artworks hat. Dazu kommt eine tolle Produktion und der ein oder andere überraschende musikalische Moment auf dem Album.
Bereits das Vorab-Video „100.000 Stühle leer“ beweist, dass auch ein eindeutiger Pop-Appeal der Band gut stehen könnte. Das Schöne daran ist, dass die Punk-Attitüde der Band unter diesem Ansatz gar nicht leidet. Denn auch wenn sich die ein oder andere Radiotaugliche Nummer auf „Jagd und Hund“ verirrt hat, die typische Schrammel-Gitarre samt treibender Rhythmus-Fraktion bleibt im Fokus.
Frontmann Jörkk macht derweil das, was er am besten kann, denn tiefsinnige und kluge Textzeilen finden sich auch diesmal wieder zu Hauf auf dem Album. Erschreckend, wie groß der Unterschied von seinen Texten zu den unsäglichen Textbausteinen auf „Karacho“ von den Donots ist.
Trotzdem hat das Album auch Schwächen. „Ein Gebet“ zum Beispiel nervt mich auf musikalischer Ebene total. Gesang über den Punkt, textlich sicherlich nicht zwingend der größter Wurf und thematisch zumindest an mir vollkommen vorbei. Aber gut, wenn man weiß, wie Teile der Band diese Stadt (Wien) abfeiern, dann ist es natürlich legitim, einen Song darüber zu schreiben. Rein objektiv betrachtet trotzdem ein eher schwacher Song.
Insgesamt betrachtet hält „Jagd und Hund“ das Niveau des Vorgängers, klingt unverkennbar nach Love A und ist doch anders. Die Grundstimmung, das leichte Verschieben des Ansatzes, die größere musikalische Vielfalt. Es wird spannend sein, zu beobachten, was die Band noch erreichen kann und will. Bei mir machen sich momentan Ermüdungserscheinungen im Bereich „deutschsprachiger Indie-Rock“ bemerkbar. Aber wenn ich momentan jemandem zu hören möchte, dann sind das immer noch Love A. Und ich glaube, das wäre auch ohne meine freundschaftliche Beziehung zu den Jungs so. Eine Band, die so integer und sympathisch ist wie Love A, muss man einfach gut finden. In diesem Sinne ein freudiges „brennt alles nieder, fickt das System“.
„Wenn man sie kennt, darf man getrost die Regeln brechen. Weil die meisten doof sind fällt es uns gar nicht schwer. Nur wer mal aufgestanden ist, der darf sich setzen. Und darum bleiben hier so viele Stühle leer.“
Video: Love A – „100.000 Stühle leer“