Jim Bob – Where Songs Come From – The Lyrics and Origin Stories of 150 Solo and Carter USM Songs
Das britische Indie-Punk-Duo Carter USM begleiten mich quasi schon mein ganzes Leben. Nun erscheint ein neues Buch von Sänger und Gitarrist Jim Bob.
Mit 14 sah ich zufällig in einer Musiksendung im TV das Video zur Carter USM-Single „The Impossible Dream“ („1992: The Love Album“) und war einigermaßen begeistert. Kurze Zeit später stolperte ich mit den ersten drei Alben der Band aus dem riesigen WOM in Hamburg. Die nächsten Tage saß ich fasziniert auf der Couch meiner Mutter und lauschte der für meine jungen Ohren doch recht unkonventionellen Musik (2x Gitarre plus Drum-Computer). Es sollte der Beginn einer innigen (zumindest von meiner Seite) langjährigen Beziehung sein. Denn bis heute lasse ich nichts Negatives auf die Band, bzw. deren beiden Musiker Jim Bob und Fruitbat kommen.
Schon damals auf der Couch meiner Mutter fiel mir auf, wie ausgefeilt und zum Teil wahnwitzig lang die Texte der Band waren. Viele Wörter musste ich natürlich nachschlagen, weil mein Schulenglisch doch eher mittelmäßig war, die Lyrics aber eher das Gegenteil. Trotzdem fesselte mich die Art des Songwritings, hatte ich doch gerade selbst angefangen Lieder und Texte zu schreiben.
32 Jahre später sitze ich über dem neuen Buch von Jim Bob, der eigentlich James R. Morrison heißt, und lasse mir von ihm erklären, wie er die Songs, die mich nun schon drei Jahrzehnte begleiten, geschrieben hat. Es ist nicht das erste Buch, dass Jim Bob über sein künstlerisches Schaffen geschrieben hat. Mit „Goodnight Jim Bob – On the Road With Carter The Unstoppable Sex Machine“ (2006) und „Jim Bob from Carter: In the Shadow of my Former Self“ (2019) hat er schon zwei wahnsinnig tolle Bücher geschrieben. Übrigens nicht nur für Carter USM-Fans, denn vor allem „Goodnight Jim Bob“ ist ein faszinierendes Road-Movie in Buchform.
Bei dem nun erscheinenden Buch „Jim Bob – Where Songs Come From – The Lyrics and Origin Stories of 150 Solo and Carter USM Songs“ ist zumindest das ein bisschen anders. Zwar haben Carter USM ein Dutzend Top 40 Singles und vier Top-Ten-Alben in Großbritannien veröffentlicht, aber um zu wissen, worüber Jim Bob hier schreibt, sollte man sich schon im Vorfeld ein wenig mit seinen sehr guten und recht erfolgreichen Solo- und den doch eher unbekannten späten Carter USM-Alben beschäftigt haben.
Es geht außerdem um persönliche Bezüge, um musikalische und – klar, das sagt schon der Titel – textliche Einflüsse und die Art, wie man Songs schreibt. Auf 358 Seiten findet man nicht nur die Lyrics der Songs, sondern auch Fotos und Skizzen aus frühen Tagen. Spannend hierbei zum Beispiel auch die eher zufällig gezeichneten Skizzen auf Papier, die man später tatsächlich als T-Shirt-Motive wieder finden konnte.
Jim Bob hatte schon immer einen gewissen Wortwitz in seinen Texten und Büchern. Dieser Wortwitz ist es auch, der dieses Buch trägt. So weiß ich jetzt, dass das Alphabet rückwärts aufgezählt ein anderes Reimschema hat, als vorwärts. Die Erklärung verschiedener Stilmittel wie „Callbacks“ – also Textstellen, die in anderen (eigenen) Songs schon mal vorkamen – oder die Vorliebe zu „List Songs“ sind toll und informativ erzählt. Immer wieder lande ich beim Streaming-Dienst meines Vertrauens und höre Textstellen nach, lese erneut den Text und setze diese für mich in einen – zum Teil – neuen Kontext. Etwas, das Jim Bob an manchen Stellen auch tut. Zum Beispiel wenn er über die 1993er-Single „Lenny And Terence“ schreibt. Klar … absolutes Nerdtum. Aber auch toll.
Und so ist „Jim Bob – Where Songs Come From – The Lyrics and Origin Stories of 150 Solo and Carter USM Songs“ eine ganz wunderbare Sammlung aus Anekdoten zu Songs, die der gemeine Fan der Band seit Dekaden liebt. Es ist zugleich ein Einblick in eine Künstlerseele, die nicht immer mit sich im Reinen, aber eben doch selbstbewusst genug ist, seine Songs zu erklären. Und es ist ein wirklich ganz wundervolles Buch, dass jeder Fan im Schrank stehen haben sollte.
Buch: Where Songs Come From – The Lyrics and Origin Stories of 150 Solo and Carter USM Songs
Autor: Jim Bob
Seiten: 358
Verlag: Cherry Red Books
VÖ: 31.10.2024
ISBN 978-1-914565-33-5
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