Jim Bob – Automatic & Stick

Bereits zwei Jahre nach seinem bis dato letzten Album „Thanks For Reaching Out“ veröffentlicht Jim Bob (ex-Carter USM) gleich zwei neue Platten. „Automatic“ und „Stick“ beweisen, dass er weiterhin zu den großen Songwritern Englands gehört.

Bedenkt man, dass Jim Bob, der mit bürgerlichen Namen James Robert Morrison heißt, zwischen all diesen Veröffentlichungen auch noch Zeit gefunden hat, dass Buch „Jim Bob – Where Songs Come From – The Lyrics and Origin Stories of 150 Solo and Carter USM Songs“ zu veröffentlichen, muss man schon vorab den Hut vor diesem Künstler ziehen.

Aber auch musikalisch bleibt er sich nach vier Jahrzehnten im Musik-Business treu. „Stick“ scheint dabei vom (Punk-)Ansatz her mehr in die späte Carter USM-Phase zu schielen, während Jim Bob sich bei „Automatic“ eher an den beiden Vorgängeralben seiner Solo-Karriere orientiert und sich auch wieder den Musiker*innen bedient, die schon auf den Vorgängeralben für den nötigen Rückhalt sorgten. Wie schreibt es das Label Cherry Red Records? „If ‚Automatic’ is the celebration, ‚Stick’ is the mosh pit.“

Eigentlich braucht es die Vergleiche oder Querverbindungen zur alten Carter USM-Zeit gar nicht mehr. Stücke wie das flotte „I Will Still Be Here“ („Stick“) oder das zurückgenommene „Frank Bought A Drone“ („Automatic“) tragen ganz unverkennbar die Handschrift des begnadeten Songwriters.

Und seien wir ehrlich, seit dem wirklich guten 2020er-Soloalbum „Pop Up Jim Bob“ steht Morrison bzw. seine Soloaktivitäten sowieso für sich selbst. Das beweist auch die Tatsache, dass er an einem Tag gleich zwei Alben veröffentlichen kann (Wer macht denn so was?) und trotzdem in die britischen Albumcharts auf Platz 17 und Platz 25 einsteigen kann (Platz 3 und 5 in den Independent Album Charts). Das ist wahnsinnig beeindruckend und wohl verdient.

Jim Bob hatte schon immer ein feines Händchen für schrammelige Pop-Punk-Songs, was er auch diesmal wieder ausleben kann. „A Song By Me“ überzeugt mit einem giftigen Basslauf, der im Refrain ganz wundervoll von Chören unterlegt aufgeht – vielleicht der beste Song seiner langen Solo-Karriere. Und wer sich von Stücken wie „(Oh What A) Shitshow“ nicht mitreißen lässt, dem knallt Jim Bob eben wieder seine bissigen Texte um die Ohren, die eigentlich schon immer lesens- bzw. hörenswert waren.

Und so gehe ich frohen Mutes in das inzwischen vierte Jahrzehnt des Fan-Daseins. Manchmal braucht es zwar etwas länger, um mich zu überzeugen (wie beim Vorgänger „Thanks For Reaching Out“). Diesmal aber hat Jim Bob mich von Minute eins. Und während ich mich der Stimmung des dezenten „Buckaroo“ hingebe, freue ich mich schon auf das nächste Meisterwerk aus dem Hause Morrison.

Künstler: Jim Bob
Album: Automatic / Stick
VÖ: 22.08.2025
Label Cherry Red