James – Laid/Wah Wah (4 CD-Box)
James waren zu Beginn der 1990er-Jahre eine der angesagtesten Bands in Großbritannien und veröffentlichten einige fantastische Alben. Überraschender Weise erscheinen nun zwei dieser Alben in einer wirklich tollen Sammler-Box.
Überraschend deshalb, weil die Band mehr als 30 Jahre nach ihrer Gründung nicht mehr ganz an den Stellenwert herankommt, den sie früher einmal innehatte. Die Geschichte von James beginnt bereits 1981 in Manchester, wo sich die Band gründete. Sie entwickelte relativ schnell einen eigenen Stil und galt schon als großartige Live-Band, bevor Sie auch nur einen Ton veröffentlicht hatten. Das taten sie 1983 mit der EP „Jimone“, die der Band erste gute Kritiken und eine Support-Tour für The Smiths einbrachte. Doch nach diesem guten Start versank die Band erst einmal in Streitigkeiten mit ihren Plattenfirmen bzw. Querelen untereinander. Das änderte sich erst zu Beginn der 1990er-Jahre. James veröffentlichten mit „Lose Control“ und „Sit Down“ zwei grandiose Singles, die sich ziemlich gut verkauften. Das dazugehörige Album „Gold Mother“ erreichte sogar Platz 2 in den britischen Charts.
1993 konnten James dann endlich ihren Wunschproduzenten Brian Eno für die Aufnahmen ihres neuen Albums gewinnen. Das Resultat aus dieser frühen Zusammenarbeit: „Laid“ (1993) und „Wah Wah“ (1994).
Was viele, mich eingeschlossen, damals nicht wussten – auch wenn fast ein ganzes Jahr zwischen der Veröffentlichung der beiden Alben lag, sie stammen aus derselben Studio-Session. Und hier wäre dann auch der Bogen zu dieser wirklich toll zusammengestellten 4 CD-Box zu spannen. Die Box beinhaltet nämlich sowohl die beiden regulären Alben „Laid“ und „Wah Wah“, als auch zwei weitere CDs mit Aufnahmen aus den Jam-Sessions und Proben (CD 1) sowie B-Seiten und Live-Tracks (CD 2).
Auch wenn „Wah Wah“ von den Fans nicht so recht verstanden wurde (auch ich fand es damals viel zu sperrig und anstrengend) so muss man die Sessions doch als zusammengehörige Einheit verstehen. James standen damals nicht nur vor dem großen Durchbruch, sondern waren parallel definitiv in ihrer kreativsten Phase. Wie gut die Band damals war, erkennt man an Versatzstücken wie dem wundervollen „Building a Fire“ (von der regulären „Wah Wah“-Veröffentlichung). 1993 hätten viele Bands gerne einen Song wie diesen geschrieben, bei James landete er nicht einmal auf dem primär geplanten Album („Laid“). Kommerziell war die von Eno forcierte Veröffentlichung der Jam-Sessions eher ein Flop, von dem sich die Band nicht mehr so richtig erholen sollte. Mit „Whiplash“ und „Millionaires“ veröffentlichten James in den 1990er-Jahren zwar zwei weitere gute Alben, an „Laid“ kamen diese aber nicht mehr heran.
Abgerundet wird die Box im Übrigen von einem wirklich schön gemachten 56-seitigem Hardcover-Buch, einigen Buttons und vier hochwertigen Postkarten im Din A4-Format. Alles in allem eine gute und berechtigte Sammlerbox einer immer noch tollen Band, was neuere Stücken wie „Moving On“ beweisen.
Video: James – „Sometimes“