Ice Cube – Death Certificate (25th Anniversary)
Es muss 1992 gewesen sein, als mich Hip Hop und Rap so richtig erwischt haben. Während ich noch mit Britpop und dem Radio-Pop der 1980er-Jahre beschäftigt war, kaufte sich mein bester Freund zwei Alben, die meinen musikalischen Werdegang mit beeinflussen sollten.
Das eine war „Apocalypse 91…The Enemy Strikes Black“ von Public Enemy, das andere „The Predator“ von Ice Cube. Für uns vom Land war das neu. In den kommenden Jahren beschäftigten wir uns also mit dem ganzen Gang-Quatsch, guckten „Boyz in the Hood“ oder „Menace to Society“ und packten uns die Alben von Ice T, Ice Cube und Smokin’ Suckaz wit Logic („Playin Fools, bis heute unerreicht) drauf. Im Prinzip waren Smokin´Suckaz und Body Count dann auch der Absprung ins härtere Gitarrenlager, aber die alten Hip Hop-Alben hat man immer wieder gerne aufgelegt.
So auch das nun wiederveröffentlichte „Death Certificate“, das zweite Soloalbum von Ice Cube. Der Rapper, der mit N.W.A. bereits große Erfolge verbuchen konnte, schaffte mit diesem Album 1991 seinen endgültigen Durchbruch. Mehr als fünf Millionen verkaufter Alben weltweit sprechen da eine eindeutige Sprache. Apropos Sprache, auch auf seinem zweiten Album sieht sich O’Shea Jackson, wie Ice Cube mit bürgerlichem Namen heißt, wieder Kritik von verschiedenen Seiten ausgesetzt. Während sein Debütalbum noch als gewalttätig und homophob kritisiert wurde, ist es diesmal „No Vaseline“ der für eine Kontroverse sorgt. Der Disstrack gegen seine alte Crew N.W.A. gilt als antisemitisch, was Ice Cube selbst natürlich überhaupt nicht nachvollziehen konnte.
Davon ab, ist ihm mit „Death Certificate“ ein Meilenstein der Hip Hop-Geschichte gelungen. Es gilt als sein wichtigstes Album und wurde von Pitchfork erst vor einiger Zeit als eines der essenziellsten Werke der Rap-Geschichte bezeichnet. Wer sich die Songs heute anhört, der merkt, dass die Darstellung von Gewalt in der Gesellschaft immer noch aktuell ist (ebenso ist aktuell, dass Sexismus offensichtlich keine Kontroverse wert ist). Seine Songs bleiben deshalb aktuell und in einer Zeit, in der Polizeigewalt gegen Schwarze immer wieder in den Nachrichten auftaucht, irgendwie auch wichtig.
Die drei neu produzierten Bonus-Songs reihen sich da ganz gut ein. Zumal der Opener „Only One Me“ auch noch sehr straight nach vorne geht. „Death Certificate“ kommt für mich zwar nicht ganz an das oben genannte „The Predator“ heran. Aber das liegt wahrscheinlich eher daran, dass ich mir die Geschichte des Hip Hops erst erschlossen habe, als der erste große Hype darum bereits vorbei war.
Video: Ice Cube – „Good Cop Bad Cop“