Fury in the Slaughterhouse – Live in Düsseldorf (03.11.2017)
Fury in the Slaughterhouse spielen in der Düsseldorfer Tonhalle. Man muss kein Fan der Band sein, um sich vorzustellen, dass das ein ganz besonderer Abend werden könnte.
Fury in the Slaughterhouse gehören zu meinen peinlicheren Lieblingsbands. Wurde ich bei Heather Nova vergangene Woche noch ausgelacht, so habe ich meinen Jungs erst gar nicht erzählt, dass ich zu Fury gehe. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum diese Band von vielen Menschen da draußen so belächelt wird. Ist mir aber auch egal. Ich mag Fury gerne und zwar seit ich damals das Album „Hook-a-Hey“ in die Hand gedrückt bekam. Und das ist nun schon 25 Jahre her.
Der Band dürfte es nach mehr als vier Millionen verkaufter Alben und einer aktuell komplett ausverkauften Akustik-Tour sowieso egal sein, was man über sie denkt. Der Erfolg gibt ihr Recht. Und so mache ich mich gespannt auf den Weg zur Tonhalle. Ein eigentlich für klassische Konzerte reservierter Konzertsaal mit wundervoller Akustik und einem schönen Kuppelbau als Dach. In der Halle angekommen gibt es die Mitteilung, dass die Band 2,5 Stunden spielt und es keine Pause geben wird. Zweieinhalb Stunden? Okay, die Band scheint Bock zu haben. Die aktuelle CD „Little Big World (Live & Acoustic)“ umfasst ja auch 23 Songs, warum also auch nicht 23 Songs spielen?
Publikum und die acht Musiker auf der Bühne haben sichtlich Spaß an der Location, am Sound, an der Stimmung und an den zum Teil doch extrem umarrangierten Songs. Ich brauche ein bisschen länger, um Gefallen an dem Dargebotenen zu finden. Die Songs zu Beginn („My Little World“, „When God Goes Home“ und „Words“ / ohne Gewähr) lassen mich eher kalt und die etwas langatmige Version von „Every Generation Got It´s Own Disease“ haut mich auch nur deshalb ein bisschen aus dem Stuhl, weil die technische Umsetzung so gut ist. Darüber hinaus bin ich auch kein Fan der neuen Songs, von denen die Band fünf Stücke spielt. „30 (It´s Not Easy)“ ist in der Live-Version aber ziemlich gut.
Und wo wir gerade bei der technischen Umsetzung sind. Fury haben sich zwei Musiker/innen in den Hintergrund geholt, die wirklich über alles erhaben sind. Anne de Wolff zum Beispiel spielt gefühlt alle Instrumente, die es gibt (u.a. Akkordeon, Cello, Violine, Mandoline, Xylophone und Posaune (!)) und singt dazu auch noch eine wundervolle zweite Stimme. Das ist schon extrem großartig. Überhaupt ist die Instrumentierung des Abends der absolute Wahnsinn.
Tja, und dann kommen die Hits. „Radio Orchid“ zwar leider nicht in der Original-Version, dafür aber „Won´t Forget These Days“, „Down There“, „Time To Wonder“ und eine unfassbar schöne Version von „Trapped Today, Trapped Tomorrow“. Das Publikum ist begeistert, ich extrem zufrieden. Songs wie die letztgenannten haben meine Jugend bereichert, wofür ich der Band ehrlich dankbar bin. Ich bin jetzt in einem Alter, wo „cool“ oder „nicht cool“ einfach keine Rolle mehr spielt. Das wohlige Gefühl, dass ein Song wie „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ in mir auslöst, ist einfach schön. Fury in the Slaughterhouse haben ihrem Publikum zwei Stunden lang eine gute Zeit zu bereitet. Und darum geht es letztlich doch – um gute Unterhaltung!
Video: Fury in the Slaughterhouse – „Trapped Today, Trapped Tomorrow“