Foo Fighters – Sonic Highways (DVD)
Egal, ob man die Foo Fighters nun mag oder nicht, ihre preisgekrönte HBO-Serie „Sonic Highways“ ist wahrscheinlich die beste Musik-Dokumentation der vergangenen 15 Jahren.
Die Idee von Dave Grohl (der hier auch Regie führte) und seinen Foo Fighters war relativ einfach. Die Band um den ehemaligen Nirvana-Schlagzeuger wollte acht Songs in acht unterschiedlichen Studios aufnehmen – in acht verschiedenen Städten der USA. Ihr erklärtes Ziel war dabei, den Vibe, das Lebensgefühl und die historische Bedeutung jeder einzelnen der acht Metropole musikalisch und visuell einzufangen und so jedem Song und jeder Folge einen eigenen Stempel aufzudrücken. Die Dokumentation entstand also parallel zu den Aufnahmen des gleichnamigen Foo Fighters-Albums.
Nun weiß man spätestens seit der ebenso sehenswerten Dokumentation „Sound City“, dass Grohl das ernstgemeinte Anliegen hat, seinen Fans und auch allen anderen musikinteressierten Menschen da draußen, einen Blick hinter die Kulissen der Musikbranche zu vermitteln. Dies tut er vor allem durch einen Ausflug in die Vergangenheit. Sowohl bei Sound City, der interessanten Geschichte eines Ton-Studios, als auch in den acht Folgen von „Sonic Highways“, lässt Grohl Musiker, Studioinhaber, Produzenten, Clubbesitzer, Szenegrößen oder den Präsidenten der Vereinigten Staaten (!) zu Wort kommen.
Bereits nach den ersten beiden Folgen (Chicago, Washington D.C.) sollte sich der Musik-Nerd Stift und Papier neben sich auf das Sofa legen. Es sind einfach zu viele interessante Eckpunkte und Bands, die im Nachgang weiter verfolgt werden wollen. Schließlich könnte man beim nächsten Besuch im gut sortierten (Second Hand-)Plattenladen einfach mal nach Bands wie Naked Raygun oder Trouble Funk suchen. Gerade der Beginn der Serie schafft es geschickt, den Zuschauer zu fesseln. Besonders interessant sind die (musik-)geschichtlichen Hintergründe der einzelnen Städte und deren Underground-Szene. Natürlich kennt der Hardcore-Fan Ian MacKaye, und die Geschichte hinter Dischord Records. Der Zusammenhang zur Go-Go- und Funk-Szene dürfte einigen aber eher unbekannt sein. Auch die Verschrobenheit eines Steve Albini wirkt wesentlich sympathischer, wenn man ihn über sein Studio oder die Art seiner Bezahlung erzählen lässt. Seinen Idealismus zu bewahren, obwohl man einer der bekanntesten Produzenten der Musikszene ist, ist eine Kunst für sich. Mir gefallen gerade diese emotionalen Zwischentöne ungemein.
Sowohl das Album als auch die Dokumentation sind eine Liebeserklärung an die amerikanische Musikgeschichte, betont Dave Grohl immer wieder. Die Reise führt die Rockband und den Zuschauer von Chicago nach Washington D.C., von Nashville nach Austin, von Los Angeles nach New Orleans und schließlich von Seattle nach New York City. Danach hat man eine grobe Ahnung, was Grohl mit „Liebeserklärung“ meint. Es gibt so viel zu entdecken, aber nicht jeder dürfte das Geld, die Beziehungen und die Zeit haben, auf richtige Entdeckungsreise zu gehen. Eine Dokumentation wie sie den Foo Fighters mit „Sonic Highways“ gelungen ist, ist aber ein guter Anfang und uneingeschränkt empfehlenswert.
Video: Foo Fighters – „Sonic Highways“ (Trailer)