Yellowcard & Less Than Jake – Live in Köln (22.03.14)
Ein neues Sonntagskonzert in der Liste, dieses mal Yellowcard mit Co-Headliner Less Than Jake und dem zusätzlichen Support Chunk! No, Captain Chunk! in der Kölner Live Music Hall.
Die letzten drei Songs von Chunk! No, Captain Chunk! bekomme ich noch mit und bin froh, dass „In Friends We Trust“ der wirklich guten „Something For Nothing“ von 2011 dabei ist. Das Debüt der Pariser hat mir mit ordentlich Gebolze und den lustigen teilweise noch recht französisch klingenden Lyrics durch einige entnervte Stunden meines Studiums geholfen. Der Sound knallt live immer noch, allerdings wirken die neueren Songs wesentlich poppiger.
Zu meiner Verwunderung eröffnen Less Than Jake für Yellowcard, die sich scheinbar hierzulande eine ordentliche Fanbase erspielt haben. Von Less Than Jake habe ich über die Jahre hinweg schon einige Shows in verschieden großen Veranstaltungsräumen gesehen, so dass ich annahm, den Konzertbericht über sie bereits im Kopf schreiben zu können. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Band gut gelaunt ist und gerne faxen mit dem Publikum macht, welches mit breitem Grinsen ausgelassen tanzt und mitsingt. So auch heute, dennoch war die Show der Herren aus Gainesville, Florida mit derart vielen Extras beladen, das sie mich tatsächlich überrascht haben. Bereits beim zweiten Song werden farbige Rauchsäulen auf der Bühne gezündet, weiter geht es mit buntem Konfetti, Ballons, Toilettenpapierkanonen (?) und äußerst amüsanten Interaktionen mit dem Publikum. Als „Vorband“ einfach mal alles aufzufahren, was es in Sachen Live-Show-Gimmicks gibt – großartig!
Yellowcard möchte ich am Liebsten irgendwo zwischen Debütalbum 1999 und 2003 mit Ocean Avenue konservieren. Nur leider muss ich nach den letzten Shows immer wieder feststellen, dass genau diese Zeitspanne zusehends verschwindet, auch wenn ich jedes Mal einen Funken Hoffnung hege, dass es ja doch wieder vermehrt zurück zu den Wurzeln gehen könnte. So, wie sie sich musikalisch verändert haben, (Kollege Paulus hat das zur aktuellen Platte sehr passend zusammengefasst) hat sich meines Erachtens auch das Auftreten gewandelt.
Sänger und Gitarrist Ryan Key würde ich am liebsten ein Lächeln ins Gesicht tackern, dieses verbissene Gepose und der Drang danach möglichst cool und unnahbar zu wirken transportiert die Texte, die er singt, nicht wirklich. Schade! Zum Glück kann man seine Aufmerksamkeit alternativ auf Violinist Sean Mackin richten, der vor Vergnügen und Lebensfreude nur so strotzt.
Im Prinzip könnte der Großteil des Konzertes als pathetisches Rockkonzert durchgehen. Abgesehen davon kommen seit „Lift A Sail“ nun auch vermehrt elektronische Klänge dazu, die für mich nicht mehr viel mit dem gemein haben, was ich an Yellowcard früher geliebt habe.
Völlig legitim, dass sich eine Band weiterentwickelt und dadurch neue Impulse in die Musik einfließen, wodurch ja auch ein neues Publikum erschlossen wird. Wenn dann aber das Publikum bei den Songs der mittlerweile über zehn Jahre alten „Ocean Avenue“ am meisten mitgeht, wundere ich mich doch ein bisschen. Sollte man dann als Band zurück zu seinen Wurzeln finden oder sich lieber ganz vom Vergangenen abwenden?
Video: Yellowcard – Always Summer