Curtis Harding – Departures & Arrivals: Adventures of Captain Curt
Was ist denn hier los? Da begegnet mir diese funkelnde Soul-Galaxie namens „Departures & Arrivals: Adventures of Captain Curt“ und prompt drifte ich bereitwillig ab in einen Kosmos sonst verschmähter Sounds. Altersmilde? Nein, die schiere Kreativität seines Schöpfers lässt mich dieses Album so feiern.
Curtis Harding, 1979 in Michigan geboren, hat sich für seinen vierten Longplayer, der heute via ANTI erscheint, viel vorgenommen – und zwar in doppelter Hinsicht. Seine ohnehin so eigenständige Spielart des Soul soll auf „Departures & Arrivals…“ noch einmal ganz neue Dimensionen annehmen. Außerdem soll das Werk als Konzeptalbum dienen: Ein in den Weiten des Weltalls verloren gegangener Raumfahrer – besagter Captain Curt – wird in elf Songs zur metaphorischen Projektionsfläche für Hardings Umgang mit Heimweh, Orientierungslosigkeit und Sehnsucht nach innerem Halt. Ganz schön ambitioniert. Und: Meisterhaft umgesetzt.

Zwischen Curtis Mayfield und Ridley Scott: Soul-Künstler Curtis Harding (Foto: Matt Correia)
Funk, Pop, Gospel, Blues und Rock verschmelzen auf diesem Album je nach Bedarf mit der stets vereinnahmenden Wärme des klassischen Soul, gerade so, als müsse das so sein. „Departures & Arrivals…“ wird dadurch zur wechselhaften Reise: in souligen Balladen introspektiv, in schillernden Disco-Nummern ekstatisch – jederzeit aber unglaublich reich an Details und tiefem Gefühl. Die einzelnen Songs unterstreichen die Vielseitigkeit des Konzepts. Das smoothe „There She Goes“ eröffnet verspielt den Reigen, gefolgt vom düsteren „Out In The Black“. „Time“ appelliert kurze Zeit später mit Bläsern und drängendem Call and Response an das Durchhaltevermögen der Einsamen, „The Power“ spielt mit der Dualität von Disco-Fieber und politischer Subtilität und „True Love Can’t Be Blind“ schließlich glänzt mit hymnischen Piano-Harmonien. Und zwischen all diesen Songs, die so unmittelbar herausstechen, machen wundervolle Deep-Cuts wie „Hard As Stone“ oder „I’m With You“ das Werk erst zu dem, das es ist.
Die Musik ist nahezu komplett live eingespielt worden, was ihr in allen Phasen eine beeindruckende Unmittelbarkeit verleiht – ganz gleich ob psychedelische Grooves die Füße wippen lassen, oder die Opulenz von Streicher-Arrangements eine Gänsehaut über den Rücken schickt. Erstaunlich wie zeitgenössisch und doch zeitlos Curtis Hardings Soul klingen kann.
Dass der Musiker zur Verdeutlichung universaler Gefühle wie Angst und Hoffnung gleich eine ganze „Space Opera“ geschaffen hat, macht „Departures & Arrivals…“ übrigens mitnichten zur sterilen Konzeptkunst – dafür handelt es sich um ein viel zu lebendiges und warmes Stück Musik. Hoch anzurechnen ist Harding diese erstaunliche Verbindung zwischen epischer Erzählung und emotionaler Musik aber allemal.

Künstler: Curtis Harding
Album: Departures & Arrivals: Adventures of Captain Curt
VÖ: 05.09.2025
Label: ANTI– Records
