Chris Cornell – Higher Truth
Zu Chris Cornell habe ich ja eine ganz spezielle Beziehung. Schon als Grunge-Rocker fand ich Soundgarden im Vergleich zu Nirvana, Pearl Jam, Seaweed, Sunny Day Real Estate und ungefähr 30 anderen Bands überbewertet wie Sau.
Okay, auf „Superunknown“ waren schon ein paar Hits drauf und ob das Album von Temple of the Dog so unfassbar gut geworden wäre, wenn der gesangliche Kontrast Eddie Vedder/Chris Cornell nicht so gut gepasst hätte, wer weiß das schon. Wenn ich allerdings an die unsäglichen Audioslave-Alben, oder gar sein letztes Solo-Album „Scream“ denke, läuft es mir immer noch kalt den Rücken runter, so schlecht fand ich das alles. Und jetzt?
Jetzt veröffentlicht der Grammy Award-Gewinner sein fünftes Studioalbum „Higher Truth“ und ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Songs wirken auf das wesentliche reduziert. Cornell trennt sich davon jedem Trend hinterher zu rennen und beschränkt sich auf das Schreiben von Lieder, die häufig auf eine Akustik-Gitarre aufbauen und von einer handvoll klassischer Band-Instrumente ergänzt werden (Mundharmonika, Orgel, Schlagzeug). Bis auf wenige Momente schafft er es sogar, seine Stimme nicht die Überhand gewinnen zu lassen. Meiner Meinung nach ein Pluspunkt – einige Songs lassen erahnen, dass es sonst auch anstrengend hätte werden können.
Am Ende kommen wirklich schöne Songs wie der Opener „Nearly Forgot My Broken Heart“ oder „Worried Moon“ heraus. Und so muss ich dem guten Chris Cornell tatsächlich 24 Jahre nach „Hunger Strike“ (Temple of the Dog) ein Lob aussprechen. Mit so einem guten Album habe ich nicht mehr gerechnet.
Video: Chris Cornell – „Nearly Forgot My Broken Heart“