Cadet Carter – dto.
Nicht ohne Grund ballern die Kollegen von Uncle M in der Bandbiografie die Get Up Kids, Jimmy Eat World und Nada Surf in einem Satz raus. Diese drei Szenegrößen umreißen nämlich ziemlich perfekt das, was Cadet Carter auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum spielen.
Tja, normaler Weise lache ich ja dann immer. Vor allem dann, wenn die Band eben doch nach Süddeutschland und nicht nach Kansas City klingt. Bei Cadet Carter ist das ein bisschen anders. Die Jungs haben nämlich ein feines Gespür für Melodien und die dazu passende Grundstimmung. Bemerkenswert daran ist vor allem, dass sie ihre Eigenständigkeit dabei zu keiner Zeit verlieren. Natürlich hat man das alles schon mal gehört, aber charmant bleibt es trotzdem. Es gibt eben zu viele Bands, im Emo-/Indie-/Punk-Genre. Vor allem aus Amerika kommen da zu viele, zu schlechte Vertreter. Aber gut, wir reden hier über eine deutsche Band, die sich darüber hinaus erst im Sommer 2017 gegründet hat. Wäre ja albern, wenn da nicht noch etwas Luft nach oben wäre.
Denn natürlich richten sich Cadet Carter auch ein bisschen nach ihren Vorbildern. Vor allem im Aufbau des Albums liegt dabei die Schwäche. Kurzes vom Arrangement zurückgenommenes „Intro“, dann zwei Hits, dann der Rest, bevor mit „Meet Me Tonight“ ein weiterer Hit folgt. Und wisst Ihr was als letztes Lied kommt? Zum Glück keine Akustik-Ballade. Ich glaube ich hätte gekotzt. Aber trotzdem kommt eine total emotionale Gitarre-Gesang-Nummer. 1000 Mal gehört. Nicht schlecht, aber eben unfassbar vorhersehbar und gerade deswegen etwas ärgerlich.
Und doch macht mir das Album großen Spaß. Die Jungs scheinen das Herz am richtigen Fleck zu haben, hauen mit „Loose End“ und dem flotten „Settle Me Down“ zwei wirklich gute Songs raus und bleiben mit der ersten Single „Car Park Song“ extrem catchy. Mir immer etwas suspekt, wenn ein Song mit einem „Badaba“-Part beginnt, aber passen tut es, also völlig okay. Früher, als ich noch mit Mailorder auf kleinen Emo-Konzerten unterwegs war, hätte ich das Album auf Defiance Records erwartet. Da hätte es anfang der 2000er-Jahre gut hingepasst – neben Pale und Reno Kid und all den anderen Bands, die heute leider keiner mehr kennt. Hatte ich erwähnt, dass mir das Album gefällt? Ja? Okay, dann ist es ja gut. Übrigens: Viel Glück, Jungs.
Video: Cadet Carter – „Car Park Song“