ARXX – Good Boy

Seit einiger Zeit gelten ARXX als der neue heiße Scheiß. Mit Ihrem 2023er-Debütalbum „Ride Or Die“ konnte das Duo aus Brighton nämlich nicht nur Szene-Kenner*innen für sich begeistern.

Auch die heimische Presse reagierte begeistert. „Das Duo hat ein Händchen für eindrucksvolle Riffs und trockene Texte. Ihr kompromissloser Esprit ist ansteckend und belebend“ (NME) oder „Provokant, tiefgründig und vielversprechender Pop Punk“ (Rough Trade) sind nur zwei Beispiele, die zeigen, dass ARXX offenbar Vieles richtig machen.

Auf „Good Boy“ verbreitet die Band das, was sie selbst als „queer Joy“ bezeichnen. Eine Botschaft, die schon immer zentrales Element von Sängerin Hanni Pidduck und Schlagzeugerin Clara Townsend war, und die mit der Zeit immer lauter und stolzer geworden ist. Und so erinnern ARXX nicht nur musikalisch an die kanadische Band Tegan & Sara. Denn tatsächlich klingt vor allem die aktuelle Single „Swim“ ein wenig nach den guten Momenten dieser zumindest früher wahnsinnig guten Band des offen homosexuell lebenden Geschwisterpaars aus Calgary.

Entstanden ist „Swim“ nach Hannis Coming-out als nicht-binär. Der Song setzt ein Zeichen für Transvisibilität, und drückt vor allem die Freude aus, die man empfindet, wenn man sein wahres Ich entdeckt und die Liebe der Community spürt. Thematisch ist somit der rote Faden des Albums recht früh geklärt. Und es ist durchaus zu spüren, dass die beiden Musikerinnen sich auf „Good Boy“ freischwimmen. Und das ist toll.

Musikalisch sollte man das Ganze aber etwas differenzierter betrachten. Die eh schon nur sporadisch vorhandenen Punk-Roots der Band sind auf dem neuen Album quasi komplett verschwunden. Fast alle Songs bleiben im Indie-Pop stecken, der allerdings keineswegs schlecht gemacht ist. Die besagte Single „Swim“ ist ein wahnsinnig toller Song. Das zurückgenommene „Dublin“ gefällt als kleiner Bruch im Album sehr gut. Und auch der tanzbare Opener „Crying In The Carwash“ ist toll.


Aber so wichtig „Good Boy“ – vor allem für die Musikerinnen selbst – ist, es kann musikalisch nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht jeder Song „ansteckend und belebend“ sondern im schlimmsten Fall etwas beliebig wirkt. Und doch repräsentiert das Album ein ganzes Leben voll graduellem Fortschritt und wichtiger Lektionen – so zumindest die Bandbiografie. Und so (ich klaue hier erneut die Bandbio, weil ich es so wichtig finde) scheint sich für das Duo alles zu fügen – ein Beweis dafür, dass, wenn man lernt, sich selbst wirklich zu lieben, gute Dinge folgen. Wenn man sich die gesamtgesellschaftliche Lage da draußen so anschaut, sollten einfach mehr Menschen Alben wie „Good Boy“ hören und ihre Aussage verinnerlichen. Könnte helfen.

Band: ARXX
Album: Good Boy
VÖ: 04.10.2024
Label: Humming Records / Submarine Cat Records