Arrested Development – Live in Köln (26.10.2017)
Arrested Development spielen in Köln und keiner geht hin. Das hatte ich zumindest befürchtet, als das Konzert der amerikanischen Hip Hop-Band um Sänger Speech von der Essigfabrik in den doch wesentlich kleinere Jungle-Club verlegt wurde. Der Ehrenfelder Club platze jedoch aus allen Nähten, so dass er einen würdiger Rahmen für dieses überaus großartige Konzert bot.
25 Jahre ist es her, dass Arrested Development mit ihrem (einzigen) Erfolgsalbum „3 Years, 5 Month & 2 Days in the Life Of…“ die Hip Hop-Szene veränderten. Die positive Attitüde, die relaxte Grundstimmung und die politischen bzw. sozialkritischen Aussagen in den Texten standen im krassen Gegensatz zum damals so angesagten Gangsta-Rap. Ich fand damals die Hits des Albums super. „Mr. Wendal”, „Tennessee” und „People Everyday“ waren und sind tolle Hip Hop-Songs. Da ich die Band damals nie live erleben durfte, habe ich mich tatsächlich sehr auf das Konzert gefreut. Und das, obwohl ich kein wirklicher Kenner der Bandgeschichte bin. Neben dem Debütalbum waren mir bisher nur das gute „Unplugged“-Album (1993), das zweite Album „Zingalamaduni“ (1994) und „Among The Trees“ (2004) bekannt. Aber immer wenn ich mal einen neuen Song irgendwo gehört habe, fand ich ihn gut – weil Arrested Development einfach gut sind.
Das Konzert beginnt, da stehen noch einige Besucher vor der Halle in der Schlange. Ist man ja in Köln auch gar nicht gewohnt, dass ein Konzert pünktlich und ohne Vorband beginnt. Auf der kleinen Bühne stehen acht Musiker, die allesamt eine positive Ausstrahlung besitzen. Vorne Speech mit Montsho Eshe und Tasha Larae, die nicht nur singen/rappen, sondern mit guter Laune einstudiert vor sich hin tanzen und das Publikum animieren. Letzteres wird mir am Ende zwar etwas zu viel, ist aber im Hip Hop so, zumal das Publikum die Aufforderungen dankbar annimmt. Hin und wieder gibt sich Rapper One Love (!?) die Ehre. Super guter oldschool Rap, in einem ordentlichen Tempo dargeboten und dadurch mit ordentlich Druck. Gerade die Uptempo-Nummern kriegen durch ihn eine ganz besondere Dynamik. Gefällt mir richtig gut, was er auf die Bühne bringt. Bass, Gitarre, Schlagzeug und Keyboard kommen auch nicht von Band, so dass das Thema Dynamik sowieso perfekt umgesetzt werden kann. Dazu muss auch mal der Soundmann/frau gelobt werden. Toller Sound im Jungle-Club. Hin und wieder geht mal eine Gesangslinie etwas unter, aber so what. Das fällt hier und heute wirklich nicht ins Gewicht.
Ich war vor einigen Monaten auf dem House Of Pain-Konzert in der Live Music Hall. Eine Band, die ich vor (und in den vergangenen) 25 Jahren wahrscheinlich häufiger gehört habe, als Arrested Development. Nach dem Konzert bin ich nach Hause und dachte so für mich, was Everlast für ein Spaten geworden ist. Unsympathisch, bocklos und irgendwie ätzend. Speech und seine Crew zeigen während ihres Auftritts, wie es auch gehen kann (ja muss). Da stehen professionelle Musiker auf der Bühne, die ihre positive Attitüde ins Publikum feuern, sich selbst auf der Bühne filmen, bekifft vor sich hin grinsen und sich mit Respekt auf der Bühne begegnen. Das wirkt sich auch auf das Publikum aus. Er wird gelacht, getanzt, gesungen und gehüpft. Neuer Songs wie „I Don´t See You AT The Club“ werden ebenso abgefeiert, wie die alten Hits.
Im Zugabenblock dann ein Medley aus halten Hip Hop-Songs (Kriss Kross, House Of Pain), das in „Mr. Wendal“ mündet. Das wäre schon ein tolles Ende gewesen, aber nein, danach knallen Arrested Development noch eine Uptempo-Nummer hinterher, die ich einfach nur noch begeistert zur Kenntnis nehme. Nach Konzerten am Bahnhof Ehrenfeld im Regen zu stehen, macht traditionell nur sehr wenig Spaß. Heute ist es mir ausnahmsweise egal. Für ein paar Stunden habe ich die Sonne im Herzen.
Video: Arrested Development – „People Everyday”