Antattack Festival 2017

Nach dem kleinen feinen Schreng Schreng und La La Konzert am Kölner Underdog Recordstore machen wir uns auf ins 260 Kilometer entferne Neunkirchen um in der uns Neuen Gebläsehalle beim Antattack Festival davon überzeugen zu lassen, dass Punkrock auch im tiefsten Saarland funktioniert. Die Festivalhalle befindet sich auf einem alten Industriegelände und man fühlt sich zwischen den Stahlbauten ein wenig an den Ruhrpott erinnert.

Für Love A so nah an Trier, wo die Band ihren Ursprung fand, ist das Antattack Festival ein klares Heimspiel, so haben sich einige Familienmitglieder und Freunde unters Publikum gemischt. Jörkks Ansage: „Wenn es im Saarland nicht gut läuft, dann spielt man einfach was von Pascow“ soll dann mit dem wundervollen „Too doof too fuck“ auch Tatsachen folgen. Da ist zugegebenermaßen doch schon etwas mehr Bewegung in der Halle als bei den eigenen Songs. Das anschließende Trümmer kann den Schwung dann aber mitnehmen und bis zu „Windmühlen“ welcher das Set beenden soll aufrecht erhalten.

Nachdem bei Love A die Tanzlaune im Publikum schon geweckt wurde, schaffen es The Real McKenzies mit ihrem Folkpunk den Bewegungsdrang noch ordentlich zu steigern. Gereckte Fäuste und Hey-ho’s funktionieren ja auch im Bierseligsten Stadium und zuprosten ja sowieso. Mehrstimmige Gesangsmelodien à la Bad Religion sind halt schon auch immer schön, ob jetzt im soliden Punkrock oder mit Folk Einfluss. Sänger Paul McKenzie sollte von seinen Eltern aus einen grundsoliden Berufsweg einschlagen, Seemann, Polizist oder Priester wären gewünscht. Seine Antwort darauf ein simples „fuck off mummy, fuck off daddy I’m gonna be a Rock’n’Roller“. Fair enough, das hat funktioniert! Mit einem Song vom neuen Album „Two Devil’s Will Talk!“ wird dann der erste Circle-Pit des Abends eingeläutet.

Als nächstes sind The Bones am Start, eine Band, die mir bislang eher am Rande begegnet ist. Jetzt weiß ich auch weshalb die Band bei mir bislang nicht so richtig gezündet hat, prolliger Pathos nicht nur in Sachen Attitüde sondern vor allem im Gesang ist nicht so richtig mein Ding. Ein bisschen Coolness würde den Herren meiner Meinung nach ganz gut zu Gesicht stehen, das ist mir alles ein bisschen zu sehr gewollt. Dann erklingt „Flatline Fever“ einer der Songs, die mir aufgrund des catchy Refrains, neben dem wirklich großartigen „Smile Of The Cobra“ im Kopf geblieben ist und ich bin ein bisschen versöhnt. Ist aber auch völlig egal denn der Rest des Publikums hat augenscheinlich eine Menge Spaß und feiert jeden Song mit Begeisterung. Ich freue mich währenddessen auf Millencolin, denn die funktionieren für mich live seit Jahren immer und die stehen als nächstes auf dem Plan.

 

Und wie erwartet liefern Millencolin ordentlich ab. Gitarren wirbeln durch die Luft, Nicola verheddert sich mit dem Bass in den wirklich ungünstig gespannten Schnüren zwischen Line Array und den Subwoofern. Millencolin haben eigentlich immer ein paar Witzeleien parat, schade nur, dass diese beim Publikum des Antattack Festivals immer wieder ins Leere laufen. Entmutigen lassen sich die vier Schweden davon allerdings nicht und machen einfach munter weiter. Natürlich dürfen Hits, wie „Fox“, „Mr. Clean“ oder „No Cigar“ auch auf einer Festival-Setlist nicht fehlen, das Publikum honoriert die Lieblingssongs mit Textsicherheit, leuchtenden Augen und gereckten Fäusten.

Den Rausschmeißer machen heute die Rogers aus Düsseldorf, die an diesem Tag zuvor bereits in Oberhausen das Impericon Festival bespielt haben. Auch wenn die Halle sich bereits stark geleert hat, was mir für die Band immer ein bisschen Leid tut, sind die Jungs nicht mit weniger Elan bei der Sache und schaffen es das noch verbliebene Publikum locker mitzureißen.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass die Veranstalter ein tolles Festival mit einer schönen Vielfalt an Bands zusammengestellt haben. Das Saarland hat bewiesen, dass Punkrock auch abseits der Konzertmetropolen, wie Köln, Hamburg oder Berlin funktioniert auch wenn ich immer wieder an Konzerterlebnisse in der Eifel erinnert fühle.

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