Superchunk – What A Time To Be Alive
Wenn ein Album mit einem Megahit wie „What A Time To Be Alive“ beginnt, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Natürlich können Superchunk das Niveau des Openers auf ihrem gleichnamigen Album nicht halten. Das braucht das Quartett aus North Carolina aber auch gar nicht. Die elf Songs sind in ihrer Gesamtheit einfach klasse.
Dass die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten zumindest ein Gutes hat, zeigt sich seit einigen Monaten immer deutlicher. Die Subkultur in den USA hat sich nämlich auf den umstrittenen Präsidenten eingeschossen. Man weiß ja, Unzufriedenheit ist immer ein guter Nährboden für Kreativität.
Superchunk haben ihre geplante Bandpause jedenfalls aus diesem Grund früher als geplant beendet. Mit „What A Time To Be Alive“ veröffentlichen sie ein politisch geprägtes Album. Wütend, melancholisch und bittersüß, schaffen es die Songs aber auf sonderliche Weise, gleichzeitig optimistisch zu klingen. Das war auch die Intention von Sänger Mac McCaughan, der die düsteren und deprimierenden Situationen des heutigen Amerikas in seinen Songs perfekt darstellt, dabei aber auf keinen Fall möchte, dass seine Songs düster und deprimiert klingen. Ein Wunsch, der ihm auf dem elften Album seiner Band perfekt gelungen ist.
Superchunk, die seit fast 30 Jahren überdurchschnittliche Alben veröffentlichen, sind ebenso lange eine Independent-Institution. Mac McCaughan hat 1989 zudem gemeinsam mit Bassistin Laura Ballance das DIY-Label Merge Records (Lou Barlow, Arcade Fire, Shout Out Louds) gegründete, um die Alben der eigenen Band, aber auch die Veröffentlichungen von Freunden herauszubringen. Mit „What A Time To Be Alive“ beweist das Quartett, wie schon mit dem Vorgänger „I Hate Music“ (2013), dass es nichts verlernt hat. Damals noch geprägt von Tod, Verlust und der Rolle die die eigene Musik beim Älterwerden spielt, geben sie sich nun ein bisschen angepisst von der Präsidentschaftswahl, in der sich tatsächlich Donald Trump durchsetzen konnte.
Songs wie das treibende „Break The Glass“ oder „Dead Photographers“ mit der J. Mascis-Gedächtnisgitarre überzeugen, wie eigentlich das gesamte Album. Superchunk erfinden das Rad natürlich nicht neu, aber sie machen Spaß, zeigen ein politisches Bewusstsein (was immer noch viel zu wenige Bands tun) und schaffen es Indie-Rock mit einer Prise Punk zu mischen. Ich find es richtig gut.
Video: Superchunk – „Erasure“