Pearl Jam – Let´s Play Two (CD/DVD)
Pearl Jam beweisen mit ihrem Konzertfilm „Let´s Play Two“ mal wieder, dass sie eine der stilsichersten Bands auf diesem Planeten sind. Nur wer selbst Fan einer Sportmannschaft ist, und diese bedingungslos unterstützt, wird wahrscheinlich die komplette Magie dieser Dokumentation auskosten können, aber auch ohne diesen Handlungsstrang, also rein musikalisch, bietet „Let´s Play Two“ alles, was das Fan-Herz begehrt.
Es ist der 2. November 2016, als die Chicago Cubs Baseballgeschichte schrieben. Gegen die Cleveland Indians gewann das Team aus Chicago endlich wieder die Meisterschaft – das erste Mal nach 108 Jahren. Eddie Vedder ist großer Fan der Cubs und begleitet die Mannschaft seit langen Jahren auf ihren Weg durch die Untiefen der Major League Baseball. Der Konzertfilm „Let´s Play Two“ zieht nun den Bogen zwischen zwei Konzerten im Wrigley Field Stadium in Chicago (20. Und 22. August 2016) und dem Weg der Cubs zum heiß ersehnten Meistertitel (2. November 2016). So weit also erstmal die reinen Fakten.
Alles Weitere findet auf zwei Ebenen statt. Die musikalische Seite, die wir HIER bereits ausgiebig abgefeiert haben und die emotionale Ebene dieser Dokumentation. Und die ist so einfach gar nicht in Worte zu fassen. Zum Beispiel der Moment, in dem der an ALS erkrankte ehemalige NFL-Profi Steve Gleason im Rollstuhl auf die Bühne fährt, durch einen Sprachcomputer zum Publikum spricht, seinen Lieblingssong „Inside Job“ ansagt und mit den Worten endet… „I feel fucking awesome“. Stark! Ebenso emotional ist der Rückblick auf ein Konzert in Wrigley Field einige Jahre zuvor, in dem Cubs-Legende Ernie Banks mit Eddie Vedder die vom Pearl Jam-Sänger geschriebene Hymne „All The Way“ anstimmt. Banks sollte die Meisterschaft nicht mehr erleben. Er starb im Januar 2015.
Man könnte diese Liste jetzt immer so weiter führen, da Vedder und auch seine Bandkollegen so dermaßen authentisch wirken und ganz offensichtlich Bock auf diese Dokumentation haben – und sei es Eddie Vedder zu Liebe. Der betätigt sich derweil als Stadionsprecher während eines Finalspiels und erinnert mit seiner Version von „Take Me Out To The Ball Game“ an Harry Caray, eine weitere Vereinslegende.
Ich erwische mich während des Films immer wieder, wie ich mitsinge oder meiner Frau erkläre, warum Pearl Jam so eine fantastische Band sind. Dabei muss ich das eigentlich gar nicht, durfte sich die Gute vor einigen Jahren im Hyde Park in London selbst ein Bild davon machen. Kleine Anekdote am Rande: Während ich mit gestreckter Faust „Corduroy“ mitsinge denke ich so für mich, dass ich unbedingt noch mal zu einer Pearl Jam-Show gehen möchte. Am nächsten Morgen (kein Witz) klingelt gegen 10 Uhr mein Telefon. Am Ende mein geschätzter Kollege von I CAN GUARANTEE… „Hey Lasse, willst Du mit nach Berlin zum Pearl Jam Konzert, ich habe gerade im Pre-Sale des Ten Clubs zwei Tickets geordert“. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen durch den Alltag bringen. Danke Simon, danke Pearl Jam.
Video: Pearl Jam – „Let´s Play Two“ (Trailer)