Love A – Nichts ist neu
Lieber Jörkk,
jedes Mal, wenn Du mit Love A ein Album veröffentlichst, überlege ich, ob es Sinn macht, die Platte auf Crazewire zu besprechen. Eigentlich sind wir viel zu eng befreundet und dieser Vetternwirtschaft-Aspekt ist mir ja irgendwie doch ein bisschen zuwider. Aber mal ehrlich, ich nötige ja auch meine Schreiber immer mal wieder dazu, über meine Bands zu schreiben, da kann ich auch über Love A schreiben.
Seit zehn Jahren sind wir beide nun befreundet. In den zehn Jahren haben wir eine Band gegründet und mit ihr zwei Alben aufgenommen, wir haben zusammen gewohnt (was wir zum Glück nicht mehr tun) und mit der Deutschen Bahn den ein oder anderen Kilometer gemeinsam im Bord-Bistro abgerissen. Dass ich stolz auf Dich und Deine komische andere Band bin, weißt Du von unseren unzähligen Diskussionen. Geht ja eigentlich da draußen keinen etwas an, aber ich dachte, ich sag´s Dir noch mal auf diesem Wege.
Warum Love A so gut funktionieren, hat mich am Anfang etwas irritiert. Aber mit der Zeit hab ich es dann auch verstanden. Es liegt vor Allem daran, dass Du mit Deinen drei Mitstreitern (Hallo Jungs!) Menschen und Musiker gefunden hast, die Deine Eskapaden genau so gut händeln, wie sie schlaue Songs schreiben können. Klar, Deine Texte sind Alleinstellungsmerkmal, aber was wären die Texte von Hits wie „Windmühlen“ und „100.000 Stühle leer“, wenn die Songs nicht so geil wären?
Apropos Hits. Auch auf „Nichts ist neu“ – top Titel für eine Band, die sich musikalisch *hüstel doch eher treu geblieben ist – sind ein paar Hits. Die Vorab-Single „Nichts ist leicht“ zum Beispiel. Die braucht zwar ein zwei Hördurchgänge, aber dann knallt sie schon ordentlich. Mal abgesehen davon, dass das Video super gemacht ist. Und auch das ruhigere „Die anderen“ ist schlicht super. Aber auch für den ein oder anderen Ausrutscher seid ihr immer wieder gut. „Nachbarn II“ zum Beispiel finde ich richtig kacke (Sorry, darf ich das so sagen?), auch wenn ich weiß, dass Du da besonders stolz drauf bist. Auch das wavige „Unkraut“ wird Zeit brauchen. Doch am Ende bleibt mir nichts anderes übrig, als Dir und den Jungs zu gratulieren. Denn auch wenn ein bisschen mehr Abwechslung ganz gut wäre (ich guck mal ganz unauffällig zu Stefan rüber), habt ihr ein richtig gutes Album aufgenommen. Chapeau!
Ich weiß noch, wie ich Dich das erste Mal auf der Bühne gesehen habe, mit Ultrafair irgendwo in Düsseldorf. Nervös hast Du heimlich immer wieder an Deinem Flachmann getrunken, damit nicht auffällt, wie ratzevoll Du eigentlich schon bist. Danach habt ihr mit unterirdischem Sound euer Ding vor gefühlten 25 Zuschauern durchgezogen. Damals dachte ich mir schon, dass Deine Texte besser sind, als der Einheitsbrei, den man so im Radio hört. Und aus diesem Grund freue ich mich, dass Du trotz immer wiederkehrender Zweifel, immer noch Musik machst. Egal, ob mit Schreng Schreng & La La oder Love A – Du machst das schon ganz gut.
Video: Love A – „Nichts ist leicht“