Augustines – Live in Düsseldorf (12.11.2014)

März 2011, im HMV Institute in Birmingham freue ich mich auf ein kleines Konzert der Britischen Indierockband The Boxer Rebellion und zwei mir bislang unbekannten Supportbands.

Nach einer gar nicht mal so schlechten lokalen Nachwuchsband betreten drei Herren die Bühne und stellen sich fröhlich mit „We Are Augustines“ vor. Was dann folgt ist eine Mischung aus rauhem, äußerst emotionalen Gesang, unterstützt von mal sanft-melancholischem bis hin zu treibendem „Springsteenesken“ Sound, der mich in Kombination mit den starken Gesangspart tatsächlich an die guten Zeiten von The Gaslight Anthem erinnert.

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Jetzt darf man sich gerne fragen, wieso ich für ein aktuelles Konzertreview erst einmal einige Jahre zurück wandere? Ganz einfach bereits bei diesem ersten kleinen Eindruck war mir völlig klar, dass diese Brooklyner Band nicht einfach so in der Versenkung verschwinden wird. Dafür sind die Songs einfach zu gut, mal abgesehen davon, dass Emotionen, Spielfreude und ein Herz am rechten Fleck beste Indikatoren dafür sind, dass eine Band eher weiter bestehen und wachsen wird, als unterzugehen.

2012 treffe ich die Band zum Interview im niederländischen Nimwegen und bereits zu diesem Zeitpunkt hat sich schon einiges getan. Augustines sind Augustines und klingen nicht mehr, wie… Meine Prophezeiung, dass sich der Bekanntheitsgrad und der damit verbundene Erfolg noch stark steigern wird, wird von der Band mit einem bodenständig schüchternen „ahhh, wir werden sehen“ abgetan.

2014 hat sich der Bandname, wie er auch ursprünglich geplant war auf Augustines reduziert die Herren haben Hurricane/Southside, Haldern Pop Festival und Rollingstone Weekender bespielt, das Konzert im Düsseldorfer ZAKK ist eine gutbesuchte vielleicht sogar ausverkaufte Headlineshow. Alles macht den Eindruck, als ob es für drei Herren ganz ausgezeichnet läuft.

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Die Arkells haben das Publikum ordentlich angeheizt und nach einer doch recht langen Pause betreten Augustines dann endlich die Bühne des ZAKK und werden von strahlenden Gesichtern begrüßt. Auch wenn die Herren, wie Schlagzeuger Rob mir nach der Show berichtet, schon seit Beginn des Jahres unterwegs sind, an Energie und Spielfreude mangelt es den Vieren absolut nicht. Neben Billy, Eric und Rob ist nun ein Vierter im Bunde, Trompeter John hat bereits am aktuellen Album Augustines mitgearbeitet und tobt nun wie ein Wahnsinniger (visuell könnte man meinen es handele sich um ein Hardcore Konzert) über die Bühne, spielt Trompete, Keyboards, Trommelt und singt aus Leibeskräften mit – großartig! Liebe Augustines, John bitte gerne zum festen Tourmitglied machen, sehr guter Typ!

Doch nicht nur John vermag es mit seinem Elan ein grinsen ins Gesicht zu zaubern, Billy findet im Publikum seinen Beard-Buddy, den er spontan auf die Bühne bittet und nach einem kleinen Plausch unter Männern muss der neue völlig verdutzte Freund „Philadelphia“ mitsingen, auch wenn er den Text nicht kennt, sehr amüsant. Anschließend gibt sich Billy völlig verzaubert und erfindet spontan ein Liebeslied mit Namen „Let Us Comb Our Beards Together“ für seinen Buddy. Wenn selbst die anderen Bandmitglieder und Roadies sich vor Lachen kaum einbekommen und das Smartphone zücken, um das Geschehen zu filmen gewinnt die spontane Aktion gleich doppelte Sympathiepunkte. Billy zeigt sich den ganzen Abend äußerst kommunikativ lädt alle nach New York ein, berichtet von Erics Katze, unterhält sich angeregt mit dem Scheinwerfer und berichtet von der Banddoku, die gerade gedreht wird. Das soll aber nicht die einzige Interaktion der Band mit dem Publikum bleiben. Eric wechselt gekonnt zwischen Bass, Gitarre und Keyboard und liefert dazu die passenden Background Vocals. Augustines gehören mit Sicherheit zu den vielseitigsten und Emotionalsten Livebands, die gerade die Bühnen unsicher machen.

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Als Zugabe wird unter anderem „The Avenue“ akustisch vom Balkon aus zum besten gegeben, und schupp blitzen zig Handydisplays im Publikum auf um diesen besonderen Moment festzuhalten. Nach einem kurzen Wechsel zur Bühne, tauchen Augustines in die Mitte des Publikums ab und versammeln sich mit Gitarren, Cajón und Trompete bewaffnet um das hauseigene Piano des ZAKK. Band und Publikum vermischen sich zu einem großen akustischen Privatkonzert unter Freunden. Dann folgen einige neue Songs, wie „Hold On To Anything“, „Weary Eyes“ ausserdem ein großartiges Cover des Maytals Klassikers „Pressure Drop“. Es wird fröhlich mitgesungen geklatscht und Mittewippt. Jetzt frage ich mich gibt es überhaupt noch einen eigenen Song, der nicht gespielt wurde? Wahrend „New Drink For The Old Drunk“ wandern Augustines zurück auf die Bühne und spielen verstärkt zu Ende.

Nach dem Konzert würde man erwarten, dass das Publikum zum Ausgang strömt, doch nicht so an diesem Abend. Viele besorgen sich ein weiteres Bier und werden in der Hoffnung ein paar persönliche Worte mit der Band zu wechseln nicht enttäuscht. Im Gespräch mit Rob lerne ich ein Pärchen kennen, das wegen der Arkells beim Konzert war und denen Augustines bislang gänzlich unbekannt waren. Beide zeigen sich immer noch beeindruckt von dem gerade erlebten und freuen sich über ihre Neuentdeckung. Selbst mein Bruder, der Augustines zwar schon beim Southside Festival gesehen hat und ehrlich gesagt Konzerte anderer Genres bevorzugt, bezeichnet es als das beste Konzert des Jahres. Wenn sie nicht schon seit 2011 zu meinen Lieblingsbands gehören würden, wäre das spätestens nach genau diesem Konzert der Fall.

Bildergalerie 

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Video: Augustines – Hold Onto Anything,  Pressure Drop(Cover), Weary Eyes