At the Drive-in – Live in Köln (30.03.2016)
At the Drive-in kommen für zwei Konzerte nach Deutschland… und alle so Yeah!
Bereits zwei Stunden vor dem Konzert ist bei den Besuchern des Kölner Palladiums die Vorfreude groß. Es wird getrunken, aufgeregt diskutiert und damit angegeben, wer die Band, die sich vor 15 Jahren das erste mal getrennt hat, damals schon live erleben durfte.
Im Konzertsaal selbst ist derweil tote Hose. Im vorderen Drittel versucht der tolerante Teil des Kölner Publikums der Vorband Le Butcherettes zu folgen. Das Trio kommt aus dem Umfeld von At the Drive-in und darf heute die Aufgabe des Openers übernehmen. At the Drive-in Gitarrist Omar Rodriguez-Lopez produzierte vor einigen Jahren das Debütalbum um die mexikanische Sängerin Teri Gender Bender und nahm die Band danach mit auf die Europa-Tour von The Mars Volta. Aber es hilft nichts. Das affektierte und extrovertierte Gehabe von Teri geht mir bereits nach wenigen Minuten tierisch auf die Nerven. Dabei könnten Le Butcherettes sogar ganz gut sein, wenn sich die junge Dame einfach auf die Songs konzentrieren würde. Stimme und Power wären ja da. Aber vielleicht verstehe ich diesen „Ich bin so arty“-Quatsch einfach nicht mehr. Bin ja schon alt.
At the Drive-in lassen dann erst mal auf sich warten. Während das mittlerweile doch recht gut gefüllte Palladium dem Roadie beim verkleben ganzer Gaffer-Tape-Rollen zu gucken darf, verstreichen die Minuten. Ich find das ja albern bis ärgerlich, aber was sind schon 40 Minuten?
Die Euphorie, die der Band bei den beiden ersten Songs „Arcarsenal“ und „Pattern Against User“ entgegengebracht wird, ist dann jedoch ziemlich bemerkenswert. Es wird getanzt, gesungen und gefeiert (okay, vor mir wurde eher getrunken und gequatscht, aber in der Mitte der Halle gab es zu Beginn des Konzerts kaum Zurückhaltung). Cedric Bixler klettert artig auf Verstärker oder Schlagzeug, um dann gekonnt durch die Luft zu hüpfen – kennt man ja von früher und wirkt manchmal etwas „bemüht“. Nach diesem fulminanten Beginn flacht die Setlist allerdings etwas ab, nimmt in der Mitte des Auftritts mit „Invalid Litter Dept.“ und „Enfilade“ aber noch mal richtig Fahrt auf.
Problem ist, so richtig nimmt man das der Band gar nicht ab. Die Jungs wirken nicht direkt teilnahmslos, Cedric spricht sogar zwei Mal recht lange mit dem Publikum, aber die Magie, die At the Drive-in ausgemacht hat, die ist einem sehr professionellen Auftreten gewichen. Dazu gehört dann auch, dass die Band ihren größten Hit „One Armed Scissor“ als letzten Song des Abends nach einer (meiner Meinung nach) unnötigen Pause und dem getragenen „Napoleon Solo“ spielen. Eigendynamik Fehlanzeige, trotz aller Euphorie im Publikum.
Am Ende war es ein gutes Konzert, mit vielen glücklichen Gesichtern am Ausgang. Nicht mehr, aber bestimmt auch nicht weniger.
Video: At th Drive-in – „One Armed Scissor“