Scooter – Live in Düsseldorf (26.02.2016)
Bereits der Parkplatz vor der Mitsubishi Electric Halle lässt es erahnen, hier wird heute gefeiert. Und zwar so richtig. Aus dem Stehgreif fällt mir mit Ausnahme des Abschiedskonzerts von Carter USM in London nämlich kein betrunkeneres Publikum ein. Damit habe ich gar nicht gerechnet. Und es soll nicht die einzige Überraschung des Abends bleiben.
Die Flaschensammler vor der Halle machen auf jeden Fall ein super Geschäft. Und auch die Betreiber der ehemaligen Philippshalle machen ordentlich Umsatz. 5 Euro pro Bier finde ich persönlich fast schon unverschämt, zumal man dafür heute auch noch 35 (!) Minuten in der Schlange stehen muss. Ich wundere mich ja immer wieder, wie schlecht so etwas in dieser doch recht großen Halle organisiert ist.
Okay, die Alternative wäre Micar gewesen. Der DJ soll der Halle einheizen, fällt mir persönlich aber nur durch Overacting, schlechte Beats und eine schiefe Gesangsstimme auf. Da kann man sich auch mit ein paar betrunkenen Holländern am Bierstand kloppen, schon in Ordnung. Ich bin im Übrigen mit einer Cola zurück in die Halle. Pünktlich zu meiner Bestellung ist das Fassbier leer. Ich sag da mal nichts zu.
Irgendwann gegen 21 Uhr geht das Licht aus, ein Böller reißt die Tribüne aus ihrer Lethargie und ein doch recht stilsicheres Intro („Carmina Burana“?) erklingt. Parallel dazu zücken 90% der Anwesenden ihr Handy und filmen das Ganze. Sieht von hinten sehr lustig aus, auch wenn ich immer noch kein Verständnis dafür habe. Eigentlich kann man sich das Schauspiel doch auch einfach mal angucken. Aber seit ich auf dem Jovanotti-Konzert an gleicher Stelle einen Selfie-Stick in der ersten Reihe gesehen habe, schockt mich ja sowieso nichts mehr.
Also, das Intro, top! Die Light-Show, sensationell! Der Sound, für diese Halle super! Die Stimmung im Publikum, unfassbar gut (zumindest zu Beginn). Ich muss zugeben, ich bin kein sonderlicher Scooter-, bzw. Techno-Fan. Der Beginn des Konzertes mit „Oi!“, „Riot“ und „One (Always Hardcore)“ haut mich aber ehrlich gesagt ziemlich unerwartet vom Hocker. Das letzte Mal, dass mich elektronische Musik so gekickt hat, war bei Boys Noize auf dem Berlin Festival. Da bin ich am nächsten Morgen mit Glitzer im Gesicht und einem ziemlichen Kater wachgeworden. Das kann mir heute zum Glück nicht passieren, denn nach knapp 40 Minuten wird es für mich dann doch immer langweiliger, die Musik immer austauschbarer.
H.P. Baxxter ist derweil der Knaller. Wie man es schafft, so wenig zu können (Tanz, Gesang, Taktgefühl), und trotzdem 30 Millionen Platten zu verkaufen, bleibt mir ein Rätsel. Irgendwann im Laufe des Konzerts gibt es ein Status Quo-Cover, dann einen ultra peinlichen Gothik-Song und zum Höhepunkt „Nessaja“ von Peter Maffay. Dazwischen darf H.P. Knaller-Phrasen wie „TIE YOUR SHOE“ oder „Der nächste Song ist geil“ auf das Publikum loslassen. Ich bin immer noch nicht sicher, ob der das wirklich ernst meint. Kann eigentlich nicht sein, macht er aber seit 20 Jahren so. Der Rest ist schnell erzählt: Licht aus, Licht an… „Fire“, „Hyper Hyper“ und „Move Your Ass“ und fertig. Was bleibt ist ein dezentes Piepen im Ohr, ein ambitioniertes Flackern vor den Augen und ein bisschen Respekt davor, dass Scooter ihren Fans zwei Stunden beste Unterhaltung geboten haben.
Video: Scooter – „Oi!“