The Lottery Winners – Bochum, Matrix (06.12.2025)
The Lottery Winners liefern wieder einmal ab! Nach dem mittlerweile dritten Besuch einer rundum gelungenen TLW-Show innerhalb von nur gut zwölf Monaten ist es wohl amtlich: Das Quartett aus dem britischen Greater Manchester zählt eindeutig zu meinen Live-Favourites 2025.
Schon die beiden ersten Shows – als Vorband der Levellers im Kölner Gloria und als Main-Act im Club Volta zu Beginn des Jahres – hatten uns mit ihrem hohen Maß an Energie und Entertainment restlos begeistert. Dass The Lottery Winners zudem abwechslungsreiche Indie-Pop-Songs en masse im Repertoire haben, machte die Abende nur umso schöner.
Diesmal ging’s also in die Bochumer Matrix – eine Location, die irgendwo zwischen Jugendkeller und Großraumdisco eine ganz eigene Atmosphäre bietet: Im Zentrum eines unterirdischen Gewölbekomplexes aus dunklen Räumen, verschachtelten Fluren und flachen Treppen liegt die zur Bar hin offene „Tube“, ein Backstein-Tunnel, in den rund 700 Menschen passen und der an diesem regnerischen Dezemberabend als Schauplatz des Geschehens dient. Die schlanke „Tube“ ist trotz letzter unverkaufter Restkarten maximal gefüllt, und als kurz nach acht das Licht gedimmt wird und die Vengaboys-Nummer „We Like to Party!“ aus den Boxen dröhnt, hört man nicht nur erste Jubelrufe – der Mob scheint sogar vorfreudig noch ein Stück weiter gen Bühne drängen zu wollen.

Sänger, Songwriter und Gitarrist Thom Rylance und seine Kolleg*innen Robert Lally (Gitarre, Gesang), Katie Lloyd (Bass, Gesang) und Joe Singleton (Schlagzeug) eröffnen mit „Superpower“ einen Abend, der vor allem von den beiden jüngsten Alben „Koko“ (2025) und „Anxiety Replacement Therapy“ (2023) geprägt ist – außerdem natürlich von Thoms albernem Klamauk und einer Handvoll eingestreuter Cover-Fragmente, die die Band gemeinsam mit der tanzenden Matrix zum Besten gibt; etwa ABBAs „Dancing Queen“ oder den Boss-Hit „Dancing in the Dark“.
Es ist beeindruckend zu sehen, mit welcher mühelosen Selbstverständlichkeit die vier in Nullkommanix einen Laden anzünden können. Vom ersten Song an herrscht eine ausgelassene Stimmung, wie sie sich andere Acts wohl erst zum Ende ihrer Show wünschen. Wirklich erstaunlich ist jedoch, wie es der Band gelingt, dieses Energielevel über den gesamten Abend zu halten – vor allem Frontmann Thom verliert den Draht zu seinem Publikum nicht für eine einzige Sekunde. Er blödelt, animiert und führt durch ein Set mit TLW-Hits wie „Worry“, „You’re Not Alone“ oder „Struggling“, das trotz allem Entertainment niemals von der ausgeprägten Musikalität der Briten ablenkt.

Dabei hat sich die bereits 2008 gegründete Formation nach schier endloser Zeit unter dem Radar erst in den letzten Jahren im internationalen Musikzirkus einen Namen machen können. Beharrlichkeit (der Albumtitel „Koko“ kommt nicht von ungefähr und steht kurz für „Keep On Keeping On!“) und endloses Touren haben sich schließlich ausgezahlt. Und natürlich dürften die Kollaborationen mit Frank Turner oder Nickelback und nicht zuletzt die Stadion-Tour mit Robbie Williams in diesem Sommer Wasser auf der Winners Publicity-Mühlen gewesen sein.
Leider – und das ist der einzige Wermutstropfen – ist das Konzert heute aber nicht nur kurzweilig, sondern auch kurz. Bereits nach einer Stunde witzelt Thom schelmisch, man werde mit „Letter to Myself“ nun den „Pretend Last Song“ spielen, anschließend „da hinten irgendwo kurz warten“, um dann aber natürlich noch einmal wiederzukommen. (Dass sich die Crowd in dieser angekündigten Pause doch allen Ernstes zu einem anhaltenden „Oh, wie ist das schön“-Chanting hinreißen lässt, kann man den Musikern allerdings schwerlich anlasten.)

Mit der bandeigenen Hymne vom Durchhalten – „Start Again“ vom gleichnamigen Debüt (2021), bei der die Briten im Chorus noch einmal lauthals von 700 Kehlen unterstützt werden – beschließen The Lottery Winners schließlich eine kompakte Show von rund 15 Songs und 80 Minuten. Die erwähnte Bar bietet uns anschließend die Möglichkeit, das Konzert Revue passieren zu lassen, ehe wir hinausgeleitet werden, um für die nun folgende Techno-Sause Platz zu schaffen. Ganz schön umtriebig, diese liebenswürdige Matrix.
