Von Brücken – Weit weg von fertig
Seit zwei Tagen höre ich das neue Album von Ex-Jupiter Jones-Sänger Nicholas Müller. Seit zwei Tagen überlege ich mir, wie ich es schaffe, dieses stellenweise richtig schwache Album in Worte zu fassen, ohne dabei persönlich zu werden. Seit gestern Abend (13.11.2015) möchte ich das gar nicht mehr, denn dass was Von Brücken auf ihrem Debütalbum schaffen, kann auch ein griesgrämiger Musikjournalist nicht kaputt schreiben.
Ich hole diesbezüglich mal etwas weiter aus. Ich mochte nämlich die älteren Jupiter Jones-Alben wirklich sehr gerne. Das lag vor allem an den extrem klugen Texten von Nicholas, die mir ganz nebenbei durch die ein oder andere Lebenskrise geholfen haben. Hierfür bin ich der Band bis heute dankbar. Allerdings wurden mit der Zeit die Songs schwächer und die Alben belangloser (hier klammere ich „Still“ mal bewusst aus, der Song ist schlicht perfekt). Am Ende trennten sich Nicholas und Tobi (Tour-Keyboarder) vom Rest der Band, die nun mit einem neuen Sänger, wie eine blutleere Jupiter-Jones-Coverband klingen.
Nicholas nahm sich derweil Zeit für sich selbst, um eine fiese Angststörung in den Griff zu kriegen. Dies scheint zumindest so weit funktioniert zu haben, dass er sich wieder an die Öffentlichkeit traut. Nun ist er nämlich mit einer neuen Band samt neuem Album zurück und nimmt dies zum Anlass, überall über eben diese Angststörung zu reden. Mir ist das ehrlich gesagt etwas zu viel. Mir ist das irgendwie auch zu berechnend, was mir spätestens beim völlig überflüssigen Thomas D.-Feature auffällt („Ist gut Mensch“). Aber ich kann und werde weder über Betroffenheits-Lyrik, noch über ein Kokettieren mit eigenen Problemen urteilen, wo ich doch oft genug selbst Angst habe. Angst davor, wie diese Welt sich entwickelt. Angst davor, dass man selbst auf Konzerten im alternativen Bereich nicht mehr sicher sein kann (was ich bis gestern naiver Weise dachte). Angst davor, dass durch die Vorfälle in Paris noch mehr Idioten aus ihren Löchern kriechen, die falschen Schlüsse aus diesen Ereignissen ziehend. Diese Welt kann einem einfach Angst machen…
Von Brücken gefallen mir auf ihrem Debüt nicht, aber das müssen sie auch nicht. Liest man die Kommentare auf der Facebook-Seite der Band, so kann man sehen, wie vielen Menschen die Songs und die Worte von Nicholas etwas bedeuten. Daran kann ich mich auch noch erinnern. Damals hieß es „Kopf Hoch und Arsch in den Sattel“, heute heißt es eben „Ich bin einer von Euch“ und der dazugehörige Song klingt dabei nach Revolverheld. Whatever, wenn so etwas am Ende den Menschen Hoffnung gibt, dann ist das alles irgendwie okay – auch für mich.
Video: Von Brücken – „Gold gegen Blei“