Shock Therapy – 1985 – 2008 Theatre of Shock Therapy
Okay, machen wir uns nichts vor. Eine Plattenkritik zu Shock Therapy wird im Jahr 2017 keinen mehr wirklich schocken (sic!). Und trotzdem lohnt ein Blick auf das musikalische Schaffen dieser in Vergessenheit geratenen Band.
Ein guter Freund von mir hat mir in den 1990er-Jahren mal ein Mix-Tape aufgenommen. Nach einem gemeinsamen Abend bei einer „Return Of The Living Dead“-Party in der Hamburger Markthalle hatte ich eine kurze, aber intensive Phase, in der ich mich mit Gothic-Musik beschäftigt habe. Übrig geblieben ist allerdings nur eine sehr ausgeprägte Liebe zu The Cure. Und ich meine mich erinnern zu können, dass ich dort auch das erste Mal Carter USM gehört habe, die ich ja auch sehr schätze. Aber egal.
Auf diesem Tape, dass ich bis heute besitze und alle Jubeljahre einmal durchhöre findet man Songs von Joy Division („Love Will tear Us Apart“), Silke Bishoff („On The Other Side“), The Eternal Afflict („San Diego“) und eben Shock Therapy mit ihrem Überhit „Hate Is Just A 4-Letter Word“.
Eigentlich habe ich mich nie um die Geschichten dieser Bands (mit Ausnahme von Joy Division natürlich) gekümmert. Waren sie mir doch im Grunde egal. Mit der aktuellen Doppel-CD von Shock Therapy hab ich mich dann aber doch ein bisschen tiefer in die Materie dieser Band gefuchst. Denn dieser immer wieder durchschimmernde Wahnsinn und die Mischung aus harten Gitarren und elektronischer Musik waren in den 1980er-Jahren noch nicht so verbreitet, wie es das heute der Fall ist.
Die Band um Sänger und Mastermind Gregory John McCormick veröffentlichte zwischen 1984 und 1997 insgesamt 12 Platten zwischen New Wave, Industrial und Punk Rock. Hass und Drogenkonsum fungieren als wiederkehrende Themen. Und so lebte der als Itchy bekannte Musiker auch einen Lebenswandel am Rande der Selbstzerstörung. Die Zeit von 2000 bis 2007 verbrachte er dann auch in einem Gefängnis, dass er im Juni 2007 verlassen durfte. Aber die Zeit eingesperrt und abgeschnitten von seiner „Therapie“ – der Musik – schienen ihm hart zugesetzt zu haben. Im November 2008 fand man ihn leblos in einem Feld in der Nähe seines Elternhauses. Vermutlich Todesursache des 42-jährigen: Alkohlmissbrauch.
Shock Therapy bleiben eine wichtige Band, jedoch für einen immer kleiner werdenen „Szene-Kreis“. Denn natürlich fordern die zwei Stunden den Zuhörer. Interessant aber zum Beispiel die Coverversion von Joy Divisions „Disorder“, der Itchy keine neuen Erkenntnisse hinzufügen kann, die aber völlig unpeinlich und gut funktioniert. Was bleibt sind einige Songs für die Ewigkeit, wobei natürlich kein weitere Song die Strahlkraft von „Hate Is Just A 4-Letter Word“ besitzt.
Video: Shock Therapy – „Hate Is Just A 4-Letter Word“