R.E.M. – Eponymous/ Dead Letter Office/ Life Rich Pageant
Fünf Jahre nach der ihrer Auflösung veröffentlichen R.E.M. in Zusammenarbeit mit Universal Music drei ihrer ursprünglich auf dem US-Label I.R.S. erschienenen Alben erneut auf Vinyl. Während „Life Rich Pageant“ (1986) das vierte offizielle Studioalbum der Band ist, sind „Dead Letter Office“ (1987) und „Eponymous“ (1988) Zusammenstellungen von Singles, B-Seiten oder Coverversionen. Die beiden letztgenannten Alben waren zudem lange vergriffen und erscheinen nun erstmals seit der Erstauflage.
Über R.E.M. muss man eigentlich nicht mehr viel schreiben. Die Band um Ausnahmesänger Michael Stipe hat weltweit mehr als 85 Millionen Alben verkauft. Vor allem die beiden Alben „Out Of Time“ und „Automatic For The People“ verkauften sich Anfang der 1990er-Jahre wie geschnitten Brot und machten die Band aus Athens, Georgia zu absoluten Superstars. Und auch wenn R.E.M. spätestens nach dem 1994er-Album „Monster“ und dem von mir sehr geschätzten, aber doch eher gefloppten „New Adventures in Hi-Fi“, musikalisch an Relevanz verloren, so war die Band bis zu ihrer Auflösung für ein paar tolle Songs pro Album gut.
Viel spannender ist aber die Zeit vor ihrem großen Durchbruch. Und die wird mit den hier vorliegenden drei Neuauflagen perfekt abgedeckt. „Life Rich Pageant“ war das erste Album, mit dem R.E.M. Goldstatus in den Vereinigten Staaten erreichen konnte, was natürlich auch daran lag, dass die Band mit der Single „Fall On Me“ erstmals auch im Mainstream-Radio stattfand. „Life Rich Pageant“ ist ein durch und durch gutes Album. Richtig interessant aber sind die beiden Compilations.
„Dead Letter Office“ erschien ein knappes Jahr nach „Life Rich Pageant“ und versammelte B-Seiten und Raritäten, wie die Coverversionen von Aerosmith („Toys In The Attic“) und Velvet Underground („Pale Blue Eyes“) und die Peter Buck in den Liner Notes schrieb: „This is one of my favorite Lou Reed song. Michael Changed the lyrics considerably and I added an exceedingly sloppy solo. Recorded live to two track and is an outtake from Reckoning“.
Um „Eponymous“ zu beschreiben, muss man eigentlich nur einen Teil der Tracklist nennen. Mit „Radio Free Europe“, „Talk About The Passion“, „Fall On Me“, „The One I Love“ und „It´s The End Of The World As We Know It” sind fünf der besten R.E.M.-Songs ever auf diesem Album enthalten. Dazu gibt es alternative Mixe von “Gardening At Night” und “Finest Worksong” (okay, letzterer ist jetzt nicht unbedingt eine Glatzstunde der R.E.M.-Geschichte). Vinyl-Fans mit Hang zum 1980er-Jahre Indie-Rock dürften eigentlich an dieser Platten (wie die beiden anderen im Übrigen mit Download-Code und auf 180 Gramm Vinyl) nicht vorbei kommen. Sie ist spannend, hat soundtechnisch noch ein paar Ecken und Kanten, die später leider vollends verloren gingen, und ist – und das meine ich ganz ehrlich – über alles erhaben, was R.E.M. vorher und nachher veröffentlicht haben, sieht man vielleicht von der 1991er-Best of der Band ab.
Und so hat der Vinyl-Boom, der mittlerweile zu ganz schön seltsamen Re-Issues führt, endlich noch mal etwas Gutes.
Video: R.E.M. – „It´s The End Of The World As We Know It”