Pascow – „Lost Heimweh“ (DVD/Buch/Vinyl)
Für mich gehörten Pascow schon immer zu den besten deutschsprachigen Punkrockbands überhaupt. Ihre Alben „Nächster Halt gefliester Boden“ (2007) und „Diene der Party“ (2014) landen regelmäßig in meiner Anlage. Mit der Dokumentation „Lost Heimweh“ bestätigen die Jungs aus Gimbweiler erneut ihre Ausnahmestellung.
Das Projekt an sich war bereits in der Planung recht mutig. Eine Band, die sich ständig hinterfragt trifft die Entscheidung noch mal durch kleine DIY-Clubs zu touren und sich dabei von zwei befreundeten Filmemachern begleiten zu lassen. Einfach mal den normalen Album-Tour-Rhythmus verlassen und etwas Besonderes auf die Beine stellen. Herauskommen soll im Optimalfall ein authentischer Blick auf die Musiker selbst und die Band als Einheit. Das kann schief gehen. Vor allem dann, wenn die beiden Filmemacher eigentlich Fotografen sind und die Band sich gar nicht so sicher ist, ob sie nach der Tour noch Bock hat, weiter zu machen.
Man muss allen Beteiligten ein großes Lob aussprechen. Ohne nennenswertes Budget haben Andi Langfeld und Kay Özdemir einen ganz fantastischen Job gemacht. Neben tollen Liveaufnahmen aus dem Bonner Bla, dem Hafenklang in Hamburg oder dem Conne Island in Leipzig (um nur einige zu nennen) haben es die beiden geschafft das gewünschte (und immer wieder betonte) authentische Bild der Band einzufangen. Hier das verschwitze Bier nach dem Auftritt, dort die vom Mikroständer zertrümmerte Nase und zwischendrin O-Töne von alten Wegbegleitern wie Love A-Sänger Jörkk Mechenbier, OX-Herausgeber Joachim Hiller (man beachte bitte das ausführliche Interview mit Band und Film-Team in der Jan.-Ausgabe des OX-Fanzines), dem ehemaligen Bassisten Bieber oder den Chefs von Rookie Records und Plastic Bomb – um auch hier nur einige zu nennen.
Natürlich gibt es einige lustige Anekdoten oder Video-Mitschnitte früherer Tage, um das Ganze etwas aufzulockern. Laut lachen musste ich dann doch bei einem „Live“-Mitschnitt der (Vorgänger-)Band, die sich an „BroHymn“ von Pennywise abarbeitet.
„Lost Heimweh“ erreicht dabei nicht ganz die Tiefe einer Dokumentation wie „Burn The Place You Hide“, steckt aber gängige Band-Dokumentationen locker in die Tasche (ich erinnere mich da vage an eine Abstürzenden Brieftauben-DVD). Sound und Ton variieren natürlich, so dass Teile untertitelt sind. Klar, Interviews im Backstagebereich sind halt immer schwierig. Und so sind die knapp 100 Minuten ein extrem kurzweiliger und interessanter Spaß für Fans der Band, aber auch jeden, der sich mit der deutschen Punkrock-Szene beschäftigt oder einem unverklärten Blick auf eine erfolgreiche Hobby-Band sucht. Denn wie sagt Schlagzeuger Ollo im oben genannten OX-Interview: „… es gibt Viele, die denken, dass Pascow seit acht Jahren keine Gitarre mehr selbst gestimmt haben.“
Das Box-Set „Lost Heimweh“ besteht im Übrigen aus der DVD, einem 120-seitigen Fotobuch, einem Metal-Pin mit dem Raben des „Diene der Party“-Artworks und einer 10inch mit Pascow-Songs, die von befreundeten Bands gecovert wurden. Mit dabei (u.a.) Love A („Too Doof To Fuck“), Düsenjäger („Trampen nach Norden“) und The Baboon Show („Moon Over Moscow“). Besser kann man eigentlich den normalen Album-Tour-Rhythmus nicht durchbrechen.
Video: „Lost Heimweh“ – Trailer