Leto. – Leben und Tot

Acht Jahre nach ihrer Gründung feuert die Hamburger Band Leto ihr drittes Album in die Menge. Auf „Leben und Tot“ hat das Quartett sich etwas von den ständig fallenden Vergleichen zu Post-Punk-Veteranen wie Turbostaat oder Love A verabschiedet. Zum Glück. Der eigene Stil wird hier zur Trademark, was den Jungs sehr gut steht. Die elf Songs reflektieren dabei vor allem die Band selbst. Man beschäftigt sich zunehmend mit sich und einem etwaigen Platz in der Gesellschaft.

„Ich mache 31 Fehler pro Tag. Und wenn ich einmal Entschuldigung sag, ist das schon was.“ („31 Fehler“)

Gesellschaftspolitisch bleibt die Band verbittert. Hier ein resignierter Blick auf die Klimakrise („Ostfriesland“), dort ein Schulterzucken in Hinblick auf die immer weiter auseinanderklaffende Schere in Bezug die unterschiedlichen Gehälter im daily business („Bei Jobs, die man nicht erklären kann, fließt das Geld entlang“).

Musikalisch bleiben Leto eine der interessanten deutschsprachigen Bands, da der Stilmix aus Indie, Punk und Hardcore zu jederzeit spannend bleibt. Natürlich erfinden sie dabei das Rad nicht neu, trotzdem haben Stücke wie „Pronomia“ und „Wandsbek im Regen“ nicht nur eine ungeheure Power, sondern auch eine Eigenständigkeit, die der Band wahnsinnig gut zu Gesicht steht. Dabei fällt auf, dass die Handbremse – im Vergleich der beiden Vorgängeralben – kaum noch angezogen wird. Es geht nach vorne, mit viel Elan und viel Geschrei. Das mag in seltenen Momenten etwas anstrengend wirken, verdeutlicht aber, wie wohl sich die Band in der Schnittmenge der verschiedenen Stilen zu fühlen scheint.

Und so ist „Leben und Tot“ ein wirklich schlaues und überdurchschnittlich gutes Album, das vor allem Live seine Magie entfaltet, wie Leto erst vor kurzem im Vorprogramm von Love A beweisen konnten.

Band: Leto
Album: Leben und Tod
VÖ: 17.11.2023
Label: Rookie Records