Kettcar – Live in Köln (03.02.2018)
Kettcar spielen im Kölner Palladium und die Halle ist tatsächlich ausverkauft. Mehr als 4.000 Zuschauer, was laut Eigenaussage der Band, die größte Einzelshow ist, die die Hamburger in ihrer Bandgeschichte bisher gespielt haben. Und auch wenn ich von der Stimmung her das Konzert im Düsseldorfer Zakk etwas besser fand, die große Bühne und der glasklare Sound des Palladiums stehen Kettcar und dem neuen Album „Ich vs. Wir“ sehr gut zu Gesicht.
Klar, die Intimität geht in einer Halle wie dem Palladium fast schon zwingend flöten. Dafür hat man Platz für eine schöne Video-Leinwand auf der Bühne, die mit einfachen Mitteln wirklich schöne Effekte schafft. Kettcar machen das dann auch wirklich gut und tauchen die Bühne entweder in warme Farbtöne oder in ein kaltes schwarz/weiß, wie beim Opener „Trostbrücke Süd“. Bei den Singleauskopplungen der Band gibt es im Hintergrund das dazugehörige Video auf der siebenteiligen Leinwand. Alles in allem perfekte Bedingungen für ein schönes Konzert.
Dass ich zusätzlich mit einigen sehr guten Freunden vor Ort bin, mit denen ich schon vor 15 Jahren auf verschiedensten Kettcar-Konzerten war, macht den Abend nur noch schöner. Schließlich machen solche Konzerte in größerer Gruppe doppelt Spaß. Und so stehen wir im vorderen Drittel vor der Bühne und genießen die fast zweistündige Show. Die Band spielt sich derweil durch ihr aktuelles Album. Dazu gibt es Songs aus allen Schaffensphasen inklusive der Wiebusch-Solonummer „Der Tag wird kommen“. Mir fällt dabei auf, wie schwach ich „Graceland“ im Vergleich zum Debütalbum „Du und wieviel von Deinen Freunden“ finde.
Umso toller, dass die Band mit „Balkon gegenüber“, „Money Left To Burn“, „Im Taxi weinen“, „Ich danke der Academy“ und „Landungsbrücken raus“ immer noch fast das halbe Debüt spielt. Einzig der Opener „Trostbrücke Süd“ scheint etwas unglücklich gewählt, was bei mir allerdings auch daran liegen mag, dass ich den Song an sich nicht so super finde. Bassist Reimer Bustorff und Sänger Marcus Wiebusch hauen zwischen den Songs die ein oder andere Anekdote raus, die beim Publikum ebenso gut ankommen, wie die Stücke vom neuen Album. Egal, ob „Sommer ´89“, „Wagenburg“, „Ankunftshalle“ oder „Benzin und Kartoffelchips“, das Publikum singt textsicher mit. Einzig „Mannschaftsaufstellung“ fällt etwas ab. Ebenso der Schlussakkord des Abends „Den Revolver entsichern“, den ich auf Platte wesentlich intensiver finde. Aber mal ehrlich, was soll nach „Ich danke der Academy“ und „Landungsbrücken raus“ auch noch kommen?
Ich bin auf meine alten Tage ziemlich begeistert, denn das Konzert ist schlicht und ergreifend super. Außerdem freue ich mich über die Freude auf der Bühne. Ich glaube, die Jungs haben richtig Bock und das steht Kettcar richtig gut. Mal ganz davon ab, dass ich es der Band von Herzen gönne. Weiter so!
Video: Kettcar – „Sommer ´89“