Jimmy Eat World – „Integrity Blues“
Ich habe ja ein etwas ambivalentes Verhältnis zu Jimmy Eat World. Zum einen liebe ich die beiden ersten Alben der Band (ich klammere das selbstbetitelte Debüt hier ganz bewusst aus). Denn sowohl „Static Prevails“ (1996) als auch „Clarity“ (1999) gehören für mich zu dem, was „Emo“ vor knappen 20 Jahren für mich ausgemacht hat.
Zum anderen habe ich Teile der Band als nicht unbedingt sympathisch in Erinnerung. Vor allem zu der Zeit, als „Clarity“ gerade veröffentlicht wurde, und die Band vom Underground in den Mainstream wechselte. Aber darum soll es hier nicht gehen. Auch musikalisch konnte die Band nämlich nie wieder an die oben genannten Alben anknüpfen. Okay, „Bleed American“ (2001) und „Futures“ (2004) gehen noch als gute Alben mit einigen Höhepunkten durch, über den Rest würde ich aber den Mantel des Schweigens legen. Vor allem „Invented“ (2010) fand ich richtig schwach.
Nun legen Jimmy Eat World mit „Integrity Blues“ ein neues Album vor. Und auch hier überwiegt der Zwiespalt. Die Band um Sänger Jim Adkins ist auf jeden Fall wieder in der Spur. Songs wie „Sure And Certain“ oder „Pol Roger“ erinnern an die Hochzeiten der Band. Verlernt haben sie also nichts. Dazu kommt mit „Through“ ein formidabler Hit, der für mich den besten Jimmy Eat World-Song seit mehr als zehn Jahren darstellt. Endlich wieder eine richtig coole Hymne.
Allerdings sind ein knappes Drittel der Songs auch recht gesichtslose Indie-Rock-Songs, die nicht zu überzeugen wissen. Das ist deshalb etwas ärgerlich, weil der Rest des Albums zeigt, dass die Jungs es doch eigentlich immer noch drauf haben. Am Ende hab ich mir vorab das Vinyl blind bestellt, weil ich einfach noch mal Bock hatte, der Band eine Chance zu geben. Und ehrlich gesagt ist „Integrity Blues“ am Ende stark genug, nicht als Fehlkauf durchzugehen. Die neue Taking Back Sunday finde ich allerdings um einiges stärker.