Hot Water Music – Light It Up
Eigentlich haben mich Hot Water Music in den vergangenen 15 Jahren nur enttäuscht. Das liegt zum einen an der hohen Messlatte, die sich die Band aus Gainesville mit Alben wie „Forever And Counting“ (1997) und „A Flight and a Crash“ (2001) selbst gelegt hat, zum anderen aber auch an der Grütze, die sie zwischenzeitlich veröffentlichten. Mit ihrem neuen Album „Light It Up“ enttäuschen Hot Water Music nicht – vom Hocker reißen tut das Album aber auch nicht.
Prinzipiell sind die vier Freunde Chuck Ragan, George Rebelo, Jason Black und Chris Wollard wieder in Spur. Songs wie das treibende „Show Your Face“ zeigen, dass Hot Water Music immernoch eine Punkrock-Band sind. Auch die zweite Single „Vultures“ geht zurück zu den Anfängen der Band. Hinzu kommt eine recht raue Produktion. Hierfür war die Band vier Wochen im Black Bear Studio in Gainesville, Florida. Ohne Produzent. Nur die Band und ihr Tour-Tontechniker Ryan Williams war mit am Bord. Das macht natürlich Sinn, ist er es doch, der den Sound der Band am besten verstehen sollte.
Leider schaffen es Hot Water Music auch Songs zu schreiben, die emotionale Nullnummern sind. Die Sing-A-Longs sind mir dann auch immer irgendwie zu sehr von Ragan´s Soloplatten beeinflusst. In dem Moment denke ich dann an das Spätwerk von The Gaslight Anthem oder auch zuletzt dem der Dropkick Murphys. Die Tiefe früherer Alben ist einfach weg.
Und so schießen Hot Water Music mit einem Song wie „Overload“ angepisst nach vorne, um danach mit „Hold On“ erschreckend belanglos zu werden. Ich mochte die Band früher sehr gerne und habe spätestens mit dem 2012er-Album „Exister“ meinen Frieden damit gemacht, dass die Band mir einfach nicht mehr wichtig ist. Das war Ende der 1990er-Jahre anders, als ich als Merchandiser einer befreundeten Emo-Band im Schneetreiben über die Alpen gefahren bin und das erste Mal „Minno“ hörte. Für diese Momente werde ich Hot Water Music immer lieben. Ob ich mich in drei Wochen noch an „Light It Up“ erinnern kann, wage ich hingegen zu bezweifeln.
Video: Hot Water Music – „Vultures“