Dog Eat Dog – Live in Köln (08.09.2017)
Dog Eat Dog sind eine ziemlich gute Band. Dog Eat Dog sind auch nicht unsympathisch. Zudem haben sie ein paar richtig gute Songs, die in den 1990er-Jahren in der Alternative-Disco oder auf Festivals wie dem Dynamo alles weggeblasen haben, was vor der Bühne stand. Das Konzert im Kölner Underground war trotzdem ziemlich enttäuschend – eine subjektive Konzertkritik.
Dabei fing das Konzert eigentlich ganz gut an. Die Vorband haben wir sträflich ignoriert, weil wir in der Bar des Undergrounds viele alte Freunde wieder getroffen haben. Danach galt es zwar erst einmal eine ätzend lange Umbaupause zu überbrücken, die war aber bereits beim Opener „Expect The Unexpected“ vergessen. Ein zwei alte Brecher später, erklingt schon das Saxophon-Intro von „Who´s The King“ – die ersten 25 Minuten waren absolut großartig, ganz ehrlich. Wenn, ja wenn die äußeren Umstände nicht so suboptimal gewesen wären.
Der erste Unsympath im Publikum ist mir bereits kurz vor der Show aufgefallen, als dieser einem mir bekannten jüngern Konzertbesucher erklärte, wie er mit dem Ellenbogen im Mosh-Pit anderen ins Gesicht schlägt. Kann man machen, wenn man es braucht, ist letztendlich aber selten dämlich. Die nächste auffallende Persönlichkeit steht bereits zu Beginn des ersten Songs mit nackten Oberkörper und Rücken zur Bühne in der ersten Reihe und prollt da die gesamte Show vor sich hin. Auch hier, kann man so machen, kann man aber auch ätzend finden. Insgesamt ging das Publikum aber schon klar. Nach Konzerten von Kettcar, Beatsteaks und Turbostaat bin ich wahrscheinlich einfach verweichlicht und lächelnde Gesichter gewohnt. Aber ehrlich, wenn auf der Bühne ein Song gegen Sexismus gespielt wird, springe ich als Frau nicht im Tiger-BH halb nackt von der Bühne. Vielleicht bin ich zu alt, zu müde oder einfach zu doof. Aber ich habe – glaube ich – nicht ganz verstanden, was da zum Teil im Publikum abging. Hat mir persönlich ein bisschen die Laune vermiest.
Natürlich kann die Band da nichts für. Auch nicht dafür, dass irgendjemand den kompletten Bühnenstrom lahmlegt, der Eigendynamik hat die zehnminütige Zwangspause aber auch nicht unbedingt gut getan. Die neuen Songs, die im hinteren Teil des Sets gespielt werden sind alle recht schwach, bis auf ein namentlich nicht genannter Song, der schön an den Skate-Punk der 1980er-Jahre erinnerte. Sänger John Conner durfte dann noch ca. 20 Mal erwähnen, dass hier und heute das letzte Dog Eat Dog-Konzert im Underground stattfinden und dass Köln einen großartigen Club verliert.
Tja, und da sind wir wieder bei persönlichen Befindlichkeiten. Ich erinnere mich an wirklich tolle Abende im Underground. Durfte dort die von mir sehr geschätzten Weakerthans, Brandtson oder auch Jupiter Jones sehen. Irgendwann in den 1990er-Jahren hatten wir das Glück selbst auf der Bühne dieses wundervollen Clubs zu stehen. Der Umbau vor einigen Jahren hatte das Underground sogar ein bisschen besser gemacht. Nun schließt der Club, der mich ein Vierteljahrhundert begleitet hat. Und irgendwie hätte ich mir einen netteren Abschluss gewünscht. Denn so richtig versöhnen können mich Dog Eat Dog auch mit einem extrem abgefeierten „No Fronts“ zum Schluss nicht mehr.
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Video: Dog Eat Dog – „Isms“