Depeche Mode – Spirit
Es gab mal eine Zeit, da galten Depeche Mode als eine der wichtigsten und innovativsten Bands auf diesem Planeten. Das ist lange her. Heute wirken die drei Musiker eher wie ein Wirtschaftsunternehmen, das Musik veröffentlicht, damit die Maschinerie weiter läuft.
So lesen sich im Übrigen auch die Bandinfos zum Album. Das 2013er-Album „Delta Machine“ erreichte in 20 Ländern die Top 10 (in 12 davon schaffte man es auf Platz 1) und die anschließende Tour wurde von mehr als 2,5 Millionen Menschen weltweit besucht (die kommende Tour soll auch mindestens 1,5 Millionen Menschen erreichen). Ein exklusiver Live-Auftritt zur Veröffentlichung des neuen Werks wurde von der Telekom aus Berlin in die ganze Welt gestreamt – in HD, ist klar. Und natürlich darf eine Performance bei Jimmy Fallon auch nicht fehlen, ganz zu schweigen, von der exklusiven 7inch, die der aktuellen Musikexpress beiliegt. Ganz schön viel Aufwand also. Aber es scheint ja zu funktionieren, warum also nicht?!
„Wenn nur die Musik nicht wäre“, denkt sich der Rezensent. Denn die ist auf „Spirit“ noch uninspirierter, als auf „Delta Machine“. Um Belanglosigkeiten wie „The Worst Crime“ irgendwie hörbar zu machen, haben sich Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Flechter einen neuen Produzenten ins Team geholt. James Ford, der bereits für Florence and The Machine und die Arctic Monkeys hinter den Reglern saß, hat dem Album einen fetten Sound verpasst. Das reicht natürlich nicht, um aus „Scum“ einen guten Song zu machen.
Ich will fair bleiben. Depeche Mode waren eine wegweisende, ja stilbildende Band. Als solche werden sie heute noch wahrgenommen und daran müssen sie sich für den Rest ihrer Karriere messen lassen. Ihr 14. Studioalbum „Spirit“ ist ein wenig abwechslungsreiches aber extrem gut produziertes Album. Es will ein bisschen Politik, ist aber weit von einem politischen Album entfernt. Es versöhnt die Band mit ihrem Frühwerk und versucht parallel modern zu klingen. Kann man so machen, muss man aber nicht.
Und dann gibt es Momente, in denen immerhin die düstere Stimmung, die die Band zu kreieren versucht, passt. Und auch die ein oder andere Klangwelt hört sich (vor allem über Kopfhörer) ziemlich gut an. Da ist es irgendwie bezeichnend, dass es mit „Fail“ ein Gore-Song ist, der am beeindruckendsten klingt. Und doch bleibt „Spirit“ am Ende einfach ein schwaches uninspiriertes Album, dass ohne den ganzen Werbe- und Marketing-Hokospokus wahrscheinlich nur von einer handvoll Hardcore-Fans gekauft werden würde.
Video: Depeche Mode – „Where´s The Revolution“