Dave Hause – …And The Mermaid

Mehr Power, mehr Rock, mehr Kollektiv: Nach fast drei Jahrzehnten musikalischer Reise – von den frühen Tagen in einer Punkband bis zur erfolgreichen Karriere als Singer/Songwriter – schlägt Dave Hause mit seinem siebten Solo-Album „… And The Mermaid“ ein neues, altes Kapitel auf. 

Bekannt wurde Hause in den 2000ern mit der Punkband The Loved Ones. Schon seit mehr als zehn Jahren macht er sich außerdem einen Namen als Solokünstler und hat mit Musik für mehr als sechs Alben irgendwo zwischen Folkrock und Americana längst eine eigene treue Zuhörerschaft gefunden. Und doch: Die Sehnsucht zurück ins Gefüge einer Band hat ihn nie losgelassen – und wuchs sogar im Laufe der Jahre. Vor allem live, wenn er mit seiner Begleitband The Mermaid auf der Bühne stand.

The Mermaid das sind Daves Bruder Tim Hause (g, v), Luke Preston (b), Mark Masefield (k) und Kevin Conroy (d) – und seit Neustem wohl mehr als Hauses Begleitung: Auf „… And The Mermaid“ wird die Band – und das Bandsein als solches – nämlich zu kreativem Kern und Antrieb. Zum ersten Mal in seiner Solokarriere hatte Hause alle Mitglieder nicht nur gleichzeitig ins Studio eingeladen, sondern auch zum Songwriting – und das macht das Album zu einem Wendepunkt: Keine völlige Abkehr von Hauses Soloarbeit zwar, aber ein klarer Schritt hin in Richtung Banddynamik und kollektiver Energie.

Zusammen macht alles mehr Spaß: Dave Hause (M.) mit seiner Band The Mermaid (Foto: Jesse Deflorio)

Mit dem treibenden Opener „A Knife In The Mud“ und dem folgenden „Cellmates“, das mit jubelnden Whoo-Hoooos in bester The-Gaslight-Anthem-Manier aufheult, eröffnet die Band im Doppelpack ein Album, das vor Kraft strotzt und doch genug Raum für Variation und Zwischentöne lässt. Der Rockbrocken „Revisionist History“, das schöne Akustik-Cover von Rise-Against-Frontmann Tim McIlraths „Bible Passages“ oder das politische „Enough Hope“ seien hier als Beispiele genannt. Auch wenn es manchmal ein bisschen viel des Guten scheint und noch nicht zwingend jedes Rädchen ins andere greift: Die kreative Öffnung sorgt für spürbare Frische, die Produzent Jesse Gander (u.a. Japandroids) druckvoll, direkt und lebendig einfängt. Keine Hochglanzproduktion aus Nashville mehr, stattdessen Rock mit Ecken und Kanten. 

Die Bandbreite und die überbordende Spielfreude aller Beteiligten sind hier so greifbar, dass das man sich fragen muss, ob es sich überhaupt noch um ein Soloalbum handelt – oder nicht doch eher um den Beginn einer neuen Ära? Wahrscheinlich ist „… And The Mermaid“ ein Album des Übergangs, als das man es vielleicht erst in einigen Jahren erkennen wird.


Künstler: Dave Hause
Album: …And The Mermaid
VÖ: 26.09.2025
Label: SBÄM