Burn The Place You Hide
Am 5. September 2007 starb mit Thomas Hansen einer der authentischsten Musiker, die Norwegen in den vergangenen 20 Jahre zu bieten hatte. Mit seiner „Cornerman“ EP schaffte er es nicht nur in die norwegischen Charts, sondern auch in die Royal Albert Hall. Glücklich wurde St. Thomas, so sein Künstlername, trotzdem nicht. Die beiden englichen Filmemacher Richard Knigths und Gary Reynolds haben sich dem Leben von Thomas Hansen angenommen und eine Dokumentation produziert. In „Burn The Place You Hide“ kommen Familienmitglieder, Freunde und alte Weggefährten zu Wort. Grund genug für uns bei den Filmemachern nach dem aktuellen Stand der Dinge zu fragen.
Crazewire: Vor vier Jahren habt Ihr mit der St. Thomas-Dokumentation „Burn The Place You Hide“ begonnen. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen und was ist die Intention hinter dieser Doku?
Richard: Vor ungefähr vier Jahren habe ich beim googlen erfahren, dass Thomas gestorben ist. Dabei wollte ich doch nur wissen, warum er schon so lange kein neues Album veröffentlicht hatte. Ich war ehrlich geschockt. Zu dieser Zeit hatte Guy und ich Projekte, die aus verschiedenen Gründen ins Stocken geraten waren. Wir dachte, dass ein Kurzfilm über Thomas und seine Musik bestimmt eine interessante Sache sein könnte. Du musst wissen, in England hatten die Alben von St. Thomas immer gute Kritiken bekommen.
Als wir dann das erste Mal in Norwegen waren, um mit seinen engsten Freunden zu sprechen, haben wir zwei Dinge festgestellt. Zum einen, dass ein Kurzfilm definitiv nicht ausreichen wird und das in Norwegen
tatsächlich noch niemand auf die idee gekommen ist, mit einer Dokumentation über St. Thomas begonnen hatte.
Crazewire: Das hatte mich auch überrascht, zumal sein Leben alles hatte, um eine – ich sag mal – reißerische Story zu drehen.
Richard: Genau. Die Geschichte von Thomas ist, obwohl sie alle Komponenten einer guten Story beinhaltet, mehr als nur eine Aneinanderreihung kleinerer Eckpunkte. Es ist mehr, als die nächste Geschichte über einen toten Rockstar. Es ist eine Geschichte über Liebe, Hoffnung und Inspiration, die
Thomas dem Publikum näher bringen soll, als es die sensationsgeilen Schlagzeilen der Zeitungen damals getan haben.
Crazewire: Was waren die größten Probleme bei der Realisierung der Dreharbeiten?
Richard: Das Hauptproblem, welch Überraschung, war das Budget und natürlich auch der Zeitplan. Wir haben den Film bis hierhin komplett selbstfinanziert. Das heißt gleichzeitig, dass wir auch die meiste Arbeit selbst machen mussten. Normalerweise hat man einen Produzenten oder Assistenten, die bei der Logistik helfen. Das konnten wir uns aber nicht leisten, so dass sich der Zeitplan um fast zwei Jahre verschoben hatte.
Zudem mussten wir andere Projekte annehmen, um in der Zwischenzeit unsere Mieten zu bezahlen.
Crazewire: Was ist Deiner Meinung nach der Grund dafür, dass sich immer noch so viele Menschen für St. Thomas interessieren und seine Musik in den verschiedensten Projekten „am Leben halten“?
Richard: Eine Antwort, die wir immer wieder gehört haben war, dass es keine wirkliche Trennung zwischen dem Menschen und dem Musiker St. Thomas gab. Das ist eine der Dinge, die die Schönheit seiner Songs für mich ausmachen. Thomas war auf eine Art und Weise emotional authentisch, wie es heute kaum noch zu finden ist. Seine Songs bewegen mich heute immer noch so sehr, wie sie es beim ersten hören getan haben. Da ist diese wundervolle Simplizität, diese Verbindung von Freude und Melancholie – oft im selben Song und zur selben Zeit.
Crazewire: Ihr seid jetzt einige Male in Norwegen gewesen, um Interviews zu führen. Wie haben Familienmitglieder, Freunde und Weggefährten reagiert, als sie von Eurem Plan eine St. Thomas Doku zu drehen erfahren haben?
Richard: Die Ehrlichkeit und Liebe, mit der uns Freunde und Familie vom Start an begegneten war extrem inspirierend. Es war richtige Teamarbeit aller Beteiligten,die Geschichte zu erzählen. Wie sagte es Silvert Hoyem (norwegischer Sänger, u.a. Madrugada. Anm. d. Red.) vor einigen Tagen: „Thomas war jemand, der,es wirklich verdient hat, dass man seine Geschichte erzählt.“ Und es ist wahr. Thomas hatte ein schier
wundervolles Leben.
Crazewire: Ihr habt eine Kickstarter-Kampagne gestartet. Ihr benötigt mindestens 5.000 britische Pfund. Nach zwei Tagen hattet Ihr bereits 3.000
Pfund zusammen. Habt Ihr so einen erfolgreichen Start erwartet?
Richard: Nein. Wir sind wirklich überwältigt vom Feedback und der Unterstützung die das Projekt erhält. Momentan sind wir nur noch 1.000 Pfund von unserem Ziel entfernt. Aber Du weißt, solche Dinge sind bis zum
Ende nicht sicher. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass die 5.000 Pfund lediglich das Minimum sind, das wir zur Finalisierung des Film benötigen. Alles darüber gejt auch direkt in das Projekt, um den Film noch
besser zu machen.
Crazewire: Wie sehen die kommenden Wochen und Monate für Euch aus?
Richard: In den kommenden Wochen konzentrieren wir uns auf „fund-raising“. Danach müssen wir noch einige Dinge Bearbeiten. Das Schneiden des Films hat wirklich lange gedauert. Außerdem haben wir noch einige Interviews, die wir in die Erzählung einfügen. Unser Ziel war es, die bis Juni einzufügen.
Crazewire: Wir danken für das Gespräch.