Tom Liwa – Ganz normale Songs
Wenn Tom Liwa ein Album „Ganz normale Songs“ nennt, wird der geneigte Fan skeptisch – niemand würde den Output des charismatischen Duisburgers als „normal“ bezeichnen.
Mit den Flowerpornoes brachte mit „Red nicht von Straßen, nicht von Zügen“ eine der interessantesten deutschsprachigen Platten der 1990er-Jahre heraus, als Solokünstler wandte er sich Anfang des neuen Jahrtausends der Esoterik zu, nahm Alben teilweise nur mit Ukulelenbegleitung auf, mit „Eine Liebe ausschließlich“ schuf er ein echtes Meisterwerk. Seinem letzten Album „Umsonst und Draußen“ ging eine große kreative Schaffenskrise voraus, die er wiederum in den Songs verarbeitete. Nebenbei widmet sich Tom Liwa schamanischer Arbeit, vor kurzem wurde noch einmal Vater, schrieb ein Buch und stellte Zeichnungen aus.
Der Hang zum Spirituellem durchzieht auch „Ganz normale Songs“, doch unauffälliger als auf den letzten Alben. Titel wie „Yoga“, „Unisex“ und „Ufo“ verraten aber schon – ganz normal geht es hier nicht zu. Auf dem im Bandsound aufgenommenen Album mischt Liwa wild Folk, Psychedelic, Blues und klassische Singer/Songwriterstücke. „Feuer“ ist eine Art Traditional nach amerikanischer Art, „Ego“ treibender Akustik-Wave, in dem er die Rolle des Egoismus in der Liebe aufarbeitet. Roter Faden bleibt Liwas charakteristische Stimme, die immer noch viel jünger klingt, als der knautschgesichtige Endfünfziger aussieht. Normal ist das nicht – schön aber schon.
Video: Tom Liwa – „Witz“