Mineral – Live in Köln (04.02.2015)
Mineral kommen für zwei Konzert nach Deutschland und die Emo-Gemeinde flippt kollektiv aus. Zu Recht, wie das Konzert im Gebäude 9 beweisen sollte.
Mineral gehören zu den wirklich großen Emo-Bands. Neben Texas is the Reason dürften die US-Amerikaner wohl zu den beliebtesten Bands des Genres gehören. Da sich die Band bereits 1997 nach nur drei aktiven Jahren und zwei Alben trennte, überraschte die Band im vergangenen Jahr mit ihrer Live-Reunion sowie der Ankündigung einer ziemlich ausführlichen Welt-Tour. Dass die beiden Konzerte in Berlin und Köln bereits Wochen vorher ausverkauft waren, wunderte deshalb niemanden.
Was hingegen ein wenig verwunderte waren die vielen Karten, die vor dem Gebäude zum Verkauf angeboten wurden. Ob es am kalten Wetter lag, oder einfach zu viele Karten auf „Gut Glück“ gekauft wurden, man weiß es nicht. Am Ende war das Gebäude 9 zwar ausverkauft, aber nicht so überfüllt, wie bei der Antilopen Gang vor einigen Wochen.
Im Kneipenbereich freue ich mich dann über viele Bekannte. Freunde aus alten, fast schon vergessenen Emo-Bands (Lightsome, That Very Time I Saw) oder auch die Crew von Bonn´s bester Kneipe (Joey´s Appartment – R.I.P.) sind wie erwartet nach Köln gekommen. Und so verpasse ich die erste Band beim Bierchen unter alten Bekannten.
Die zweite Vorband war dann positiv formuliert ein wenig deplatziert. Ich weiß ja nicht, wer Solemn Sun ins Vorprogramm gebucht hatte, aber vor einer emotionalen Hardcore-Band erster Stunde hätte ich mir etwas Passenderes gewünscht. Dieses penetrante Bühnengehabe (Overacting auf der Monitor-Box) gepaart mit einer völlig nichtssagenden Musik nervt bereits nach dem dritten Song. Da es darüber hinaus genretechnisch überhaupt nicht passt, endet das Konzert von Solemn Sun vor einer ziemlich leergespielten Halle. Wie sagte Kollege Butcher? „Die hätten eher ins Vorprogramm von Placebo in die Köln-Arena gepasst“. Wie hieß die Band noch gleich? Egal.
Nach einer ausführlichen Umbaupause kommen endlich Mineral auf die Bühne und starten mit „Five, Eight & Ten“ und „Gloria“. Ein super Einstieg, der soundtechnisch zu Beginn noch etwas matschig daher kommt. Der Klang aus den Boxen bessert sich im Laufe des Abends jedoch noch ein bisschen, so dass zumindest die cleanen Passagen und die Dynamik der Songs ziemlich gut rüber kommen. Die Band selbst spielt solide, wirkt aber ehrlich gesagt ein bisschen neben der Kappe. Hin und wieder sind ungewohnt unsaubere Übergänge zu hören und die Interaktion mit dem Publikum oder auch untereinander hält sich arg in Grenzen. Ich habe die Band früher nie Live erleben dürfen, aber wenn man es nicht besser wüsste, man könnte meinen, die Jungs haben keine Lust.
Das ändert allerdings nichts daran, dass Mineral Songs haben, die wie kaum eine andere Band das (Lebens-)Gefühl der Jahre verkörpert, in denen Emo als Genre unpeinlich und interessant war. Als Doghouse, Scenepolice, Deep Elm und No Idea Monat für Monat fantastische Platten veröffentlichten. Egal ob es das grandiose „Forlvadell“ oder „Unfinished“ ist, es ist toll diese Band live zu sehen. Am Ende geht es vorerst grußlos von der Bühne. Von meiner Position aus hält sich der Schlussapplaus ein wenig in Grenzen, so dass sich die Band nicht lange bitten lässt, um für eine Handvoll Zugabe („Love Letter TypeWriter“, „Palisade“ und „Parking Lot“) zurück auf die Bühne zu kommen. Danach ist die kurze Zeitreise vorbei, der Fan glücklich und die Schlange vorm Merchstand lang.
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Video: Mineral – „Love Letter Typewriter / Palisade“ [live]