The Smiths – The Queen Is Dead
Morrissey hat in den 1990er-Jahren mal in einem britischen Musikmagazin gesagt, dass „The Queen Is Dead“ nicht das Meisterwerk ist, als das es angesehen wird. Er müsse es wissen, schließlich war er dabei.
Nun gut, auch wenn Morrissey selbst das Album etwas zurückhaltender beurteilt, für die Presse und die meisten Fans ist das im Sommer 1986 erschienene Album jedoch definitiv das beste und wichtigste Album dieser Ausnahmeband. Und auch ich liebe diese Platte. Mit „Bigmouth Strikes Again“, „The Boy With The Thorn In His Side“ und natürlich „There Is A Light That Never Goes Out“ sind drei unfassbare Hits auf dem Album. Und auch die restlichen Stücke bleiben auf hohem Niveau.
Warner Music veröffentlicht nun das Meisterwerk von Morrissey, Johnny Marr, Mike Joyce und Andy Rourke in verschiedenen Versionen. Eine 5 LP-Box für Vinyl-Fans, eine Deluxe-Version mit drei CDs und einer DVD, eine Doppel-CD (hier vorliegend) und das Originalalbum in digitaler Form. Das Album wurde neu gemastert und um B-Seiten (großartig: „Rubber Ring“) sowie Demoversionen ergänzt. Von „The Queen Is Dead“ gibt es eine „full version“ und von „There Is A Light That Never Goes Out“ den ersten Take.
Ich bin, wie der aufmerksame Leser vielleicht mitbekommen hat, großer Fan von Demoversionen, da man die Entwicklung der Songs ein wenig nachvollziehen kann. Das ist manchmal für den Hörer kaum nachzuvollziehen. Bei „The Queen Is Dead“ wurde aber im Studio tatsächlich noch ein wenig an den Songs gearbeitet. „Big Mouth Strikes Again“ wurde etwas auf den Punkt gebracht, „Frankly, Mr. Shankly“ entfacht in der Demoversion zum Beispiel noch sehr viel mehr Charme. Alles in allem also eine absolut berechtigte Neuauflage, die mir den Tag so sehr versüßt hat, dass ich mich noch lange im Internet durch alte The Smiths, The Cure und Morrissey-Songs geklickt habe.
Beim Abendessen höre ich mit meiner Frau das Album noch einmal gemeinsam. Unter anderem, weil wir beide „There Is A Light That Never Goes Out“ so unfassbar großartig finden. Dabei haben wir uns die Frage gestellt, was die traurigen Jugendlichen von heute eigentlich für Musik hören (also die, die keine älteren Geschwister oder gar Eltern haben, die The Smiths und Co. gehört haben)? So richtig ist uns dazu nichts eingefallen. Irgendwie war früher ja nicht wirklich alles besser. Aber die Romantik und die Melancholie in der Musik der 1980er- und beginnenden 1990er-Jahre waren doch etwas Besonderes.
Video: The Smith – „The Boy With The Thorn In His Side“