Joey Cape – Live in Köln (13.09.2017)
Mit dem Konzert von Joey Cape mit seinen One Week Records-Kollegen Brian Wahlstrom (Scorpios), Zach Quinn (Pears) und Donald Spence (Versus The World) endet für viele Personen in meinem Umfeld eine Ära der alternativen Kölner Konzertkultur. Das vorzeitige Ende des Undergrounds, dem alteingesessenen Ehrenfelder Club. Und das noch bevor er in wenigen Monaten sein 30-Jähriges bestehen gefeiert hätte, was große Bestürzung bei Gästen und auch Musikern ausgelöst hat, die im Underground viele emotionsgeladene Stunden geteilt haben.
So kann auch Joey Cape sich an durchfeierte Nächte mit Lagwagon erinnern und betont die über die Jahre hinweg im Underground entstandenen Freundschaften. So traurig der Abschied ist, solle man sich doch an die guten Zeiten erinnern und dankbar für die schönen Momente sein, die man hier verbracht hat. Aber mal ganz abgesehen von der immer wieder aufkommenden Melancholie über den Abriss des Underground gab es an diesem Abend ein ganz schön tolles Konzert zu erleben.
Joey Cape und seine Schützlinge seines One Week Records-Projektes liefern ordentlich ab! Ob die seichteren Klänge die Brian Wahlstrom seinem E-Piano entlockt, der etwas verschwurbelt wirkende Zach Quinn mit verstärkter E-Gitarre, die kraftvolle Stimme von Donald Spence oder die alten Lagwagon Hits, wie „Alien 8“, „May 16“, „To All My Friends“ oder „Violins“ die im lauten Chor erschallen.
Dass ein Großteil des Publikums Brian Walstroms Frage “What’s my name“ mit einem „Fuck you! That’s my name“ gekonnt beantwortet und anschließend „The Answer Is still No“ erklingt, soll nicht die letzte Reminiszenz an Joey Capes langjährige Weggefährten von No Use For A Name bleiben. So steht mit „International You Day“ ein weiterer großartiger Song aus Tony Sly’s Feder auf der Setlist, der zur Freude aller aus vollsten Lungen mitgesungen wird.
Ihr ganzes Potential erreichen die Songs der einzelnen Musiker jedoch erst so richtig im Kollektiv gegen Ende des Sets wo ein Jeder mit Unterstützung der Kollegen einen eigenen Song zum besten gibt. Der nicht enden wollende, tosende Applaus, honoriert natürlich die Leistung der Musiker, doch schwingt dem Ganzen auch Wehmut mit, denn wenn der letzte Akkord verklingt, ist das Underground Geschichte und das will niemand! Auch wenn es dazu kommen wird… wir sagen Danke für viele tolle Konzertabende und hoffen, dass sich bald eine neue Location findet, in der neue Konzertabenteuer geschrieben werden!
Video: Joey Cape – „International You Day“