Rocko Schamoni – Live in Düsseldorf (28.01.2015)
Rocko Schamoni liest im Düsseldorfer ZAKK und alle gehen hin. Das ist schön, denn er hat es sich verdient – auch wenn sein neues Buch “Fünf Löcher im Himmel” sicherlich nicht sein größter Wurf ist.
Schamoni begleitet mich seit meiner Jugend. Bereits Anfang der 1990er-Jahre begeisterte ich mich für sein Album “Jeans und Elektronik” (damals noch mit Bela B. am Schlagzeug). Die Songs “Töten” und “Was kostet Liebe” höre ich auch heute noch gerne. Vor zehn Jahren erschien dann “Dorfpunks”, sein Buch über kleine Punks in irgendeinem Kaff im tiefsten Schleswig-Holstein. Das Buch erinnerte mich sehr an meine eigene Jugend auf dem Land – herrlich. Ich blieb Fan. Auch wenn ich mit Fraktus vor zwei Jahren nicht so richtig viel anfangen konnte, brillierte Schamoni neben Heinz Strunck in seiner Rolle als Dickie Schubert. Was ich sagen will, Rocko Schamoni ist umtriebig, vielseitig und seit mehr als einem Vierteljahrhundert unterwegs. Irgendwie ist er aus der deutschen Independent-Szene nicht mehr wegzudenken.
Nun also eine Lesung im gut gefüllten ZAKK. Er beginnt mit einem Bier, einer Zigarette und ein paar auflockernden Worten zum Ablauf des Abends. Dann beginnt er, aus seinem neuen Buch „Fünf Löcher im Himmel” zu lesen. Es handelt von Paul. Der ist 67 Jahre alt und liest in dem Tagebuch, das er als 17-jähriger geschrieben hatte. Die Idee dahinter ist gut. Teile der Tagebucheinträge, vor allem die leichte Verpeiltheit des Protagonisten in Bezug auf seine Gefühlswelt, erinnern mich an “Adrian Mole” von Sue Townsend. In der Tragik lustig und mit allerlei Improvisation versehen, aber von der Story eben doch nur leidig mitreißend.
Mitreißend ist aber der Vortrag von Schamoni selbst. Witze über die Region, den hiesigen Dialekt und die Nähe zu Köln lockern die Lesung auf. Das Publikum nimmt es dankbar an und hat sichtbar seinen Spaß. Am Ende des kurzweiligen Abends gibt es ordentlich Applaus, zwei weitere kleine Texte aus dem Schaffen des Herrn Schamonis und das Gefühl, einen äußerst sympathischsten Künstler gesehen zu haben. Toll!
Video: Rocko Schamoni – „Geld ist eine Droge“