Carter USM – The Final Comedown
Carter USM haben sich im November 2014 endgültig aufgelöst. Zum Abschluss bedankt sich die Band mit einer schönen Live-Doppel-CD mit DVD. „The Final Comedown“ ist ein wundervoller Abschluss, einer sieben Jahre dauernden Reunion.
Ich erinnere mich noch ziemlich genau daran, wie ich – gerade mal 15 Jahre alt – das Video zu „The Impossible Dream“ gesehen habe. Das war in einer WDR Fernsehsendung mit dem innovativen Namen „Hit Clip“. Damals in der tiefsten Eifel, ohne Internet und ohne Freunde, die sich für solche Bands interessiert hätten – harte Zeit. Zum Glück kam ich regelmäßig nach Hamburg, wo es eine riesige WOM-Filiale (World Of Music) gab. Dort deckte ich mich mit allen Carter USM-Alben ein und wurde Fan.
Gemeinsam mit ihren Freunden von EMF sind Carter USM so etwas wie mein Einstieg in dieses Musik-Ding, mit dem ich mich als Musiker, Label oder Redakteur seit nun mehr 20 Jahren beschäftige. Dafür bin ich tatsächlich dankbar, sonst würde ich wahrscheinlich immer noch The Cranberries hören und mir Hit Clips im Fernsehen anschauen. Beeindruckend war für mich damals zudem, wie die Band trotz des immer größer werdenden Erfolgs mit ihren Fans umgegangen ist. Damals, so ganz ohne Internet, hat man seinen Idolen noch Briefe per Post geschickt, um nach der Akkord-Reihenfolge von Song XY zu fragen. Jim Bob hat die beiden Anfragen, die ich tatsächlich rausgeschickt habe handschriftlich beantwortet – ich fand das beeindruckend. Heute natürlich überhaupt nicht mehr nachzuvollziehen, wo man doch über diverse Social Media-Kanäle immer vorgegaukelt bekommt, man könnte Kontakt zu seinen „Stars“ aufnehmen.
Nun scheint das Kapitel Carter USM endgültig beendet. Jim Bob schreibt mittlerweile Bücher, Fruitbat macht mit seiner Band Abdoujaparov weiter. Als Vermächtnis gibt jetzt es diese wunderbare Doppel-CD mit DVD über einen Internet-Shop zu erwerben. 27 Songs in wunderbarer Ton- und Bildqualität. Die Setlist dürfte niemanden enttäuschen, die spielerische Qualität ist gewohnt unperfekt charmant. Die großen Hits („The Only Living Boy in New Cross“, „Sheriff Fatman“ oder Let´s Get Tattoos“) werden ebenso gespielt wie die Coverversioen von „Rent“ (Pet Shop Boys) und „The Impossible Dream“ vom Braodway Musical „Man of La Mancha“. Dazu gibt es mit „The Music That Nobody Likes“, „After The Watershed“ oder „Billy´s Smart Circus“ ein paar persönliche Lieblingssongs.
Carter USM haben popkulturell seit ihrem 1993er-Album „Post Historic Monsters“ keine große Relevanz mehr gehabt. Vor allem die Hype-Maschinerie der britischen Presse hat die Band nach ihrem Nummer 1-Album („1992 – The Love Album“) ziemlich im Stich gelassen. Ihre bitterbösen Texte, ihr sympathischer Humor und der Umgang mit ihren Fans hinterlassen trotzdem eine Lücke – und wenn es nur bei den 10.000 Fans ist, die sich seit 2007 um Tickets für die jährliche Brixton Academy-Show bemüht haben. Ich freu mich jetzt schon auf ein paar kühle Bier, wenn ich mir die DVD noch einmal in aller Ruhe anschaue. Bis dahin ein sentimentales „You Fat Bastard“ gepaart mit einem traurigen „Goodnight Jim Bob“…
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Video: Carter USM – „Sheriff Fatman“ (Live 1991)