St. Thomas – A Mouse In A Crowded House
„Let´s make a special album with an interesting sound. Not too straight.” So der Plan, als Thomas Hansen 2006/2007 die Arbeiten an seinem neuen Album „A Mouse In A Crowded House“ begann. Ein Album, dass der norwegische Songwriter nicht mehr fertig stellen konnte. Im September 2007 starb Hansen an einer Überdosis verschriebener Psychopharmaka.
Wer Crazewire aufmerksam verfolgt, der weiß, dass wir Fans dieses Musikers und Menschen waren und sind. Thomas Hansen, kurzzeitig zum Superstar in Norwegen avanciert, schrieb recht einfache aber ehrliche Songs, die durch tolle Melodien bestachen und den Hörer emotional mitnahmen. Dass der Gute aber auch mit seinen Dämonen kämpfte, haben die Macher der Dokumentation „Burn The Place You Hide“ (sehr sehenswert) ganz gut eingefangen. Alkohol, Depressionen und eine ausgeprägte Medikamentensucht. Es war nicht ganz einfach St. Thomas zu sein.
Mit Veröffentlichung der oben genannten Dokumentation wurde auch „A Mouse In A Crowded House“ digital veröffentlicht. In Deutschland so gut wie unbemerkt und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Doch das kleine norwegische Indie-Label Racing Junior hält seit Jahren die Fahne der Musikers weiter hoch. In diesem Jahr soll die Vinylversion, dieses Albums ebenso erscheinen, wie das bemerkenswerte Debütalbum „Mysterious Walks“. Ein genauer Blick auf das neue Album lohnt sich also schon mal.
Die 12 Songs, von denen tatsächlich nur zehn Songtitel hatten als man die Aufnahmen fand, sind sehr rohe Demo-Versionen. Plan war es, die Songs gut zu produzieren und mit Bläsern und anderen Spielereien zu versehen. Der Großteil der Songs basiert aber auf Gitarre und Gesang. Hin und wieder gibt es ein Lo-Fi-Schlagzeug, eine Violine oder eine Orgel, die im Hintergrund vor sich hin spielt. Racing Junior geht davon aus, dass Thomas Hansen die Instrumente alle alleine eingespielt hat. Etwaige Musiker, die an den Songs mitgewirkt haben, lassen sich nicht mehr ausfindig machen.
Bemerkenswert ist, wie gut manche Songs sind. „Song On Pills“ könnte in dieser Rohfassung schon zu einem schnöden Indie-Hit werden. Andere Songs, wie die Selbstreflektion „Medication“ hingegen sind offensichtlich in Phasen entstanden, in denen Hansen definitiv nicht gut drauf war. Hörbar wirre Texte und eher uninspirierte Songideen machen das Hören des Albums schmerzhaft anstrengend. Aus Rücksicht auf die Eltern des Musikers wurden die Songs deshalb auch nicht bereits mit der großen St. Thomas Box (2008 / Import) veröffentlicht. Man wollte den Eltern nicht nochmal vor Augen führen, wie krank ihr Sohn schon war. Offensichtlich haben die Eltern Beth und Terje Hansen die Songs nun, fast zehn Jahre nach dem Tod ihres Sohnes freigegeben. Es ist eine mutige Entscheidung, ist das Album doch ein Stück weit entfernt davon, das Niveau älterer Alben zu erreichen.
Als „Forever Unfinished“ lassen einige Songs jedoch erahnen, was für ein Potential in diesem großartigen Musiker schlummerten. Und mir als Fan schmerzt das Herz, dass wir nie erfahren werden, wie ein Song wie der Opener „Adorable Golden Teeth“ fertig produziert geklungen hätte. Ich glaube großartig.
Video: St. Thomas – „Come My Way“