Booze & Glory – Whiskey Tango Foxtrott
Aggressiv musst Du sein, simpel und laut, willst als Oi!-Album Du taugen – „Whiskey Tango Foxtrott“, der sechste Release der Streetpunker Booze & Glory hält sich an diese und alle anderen Genre-Regeln – und schaut doch auch hier und da über den schnell erreichten Tellerrand. Das funktioniert. Bisweilen.
Seit mittlerweile 15 Jahren steht das Quintett um Frontmann Mark RSK für ungebremste Energie, eingängige Sing-Alongs und die Authentizität der Straße. Als klassische Oi!-Punk-Band in England gegründet, zeigten sich Booze & Glory bald schon für Hits wie „Only Fools Get Caught” oder „London Skinhead Crew” (16 Mio. Views!) verantwortlich, die sie schnell auch weit über die Szene-Grenzen hinaus bekannt machten. Sechs Jahre nach „Hurricane“ (2019), ihrem bis dato letzten Album, meldet sich das aus allen europäischen Himmelsrichtungen stammende Kollektiv nun von dort zurück, wo alles begann: den Straßen Londons.

Booze & Glory (Foto: Jaka Curlic)
Dieses Bild zumindest evozieren die Texte der elf Songs auf „Whiskey Tango Foxtrott“. Es ist viel von Klassenkampf die Rede, von Ehre, Stolz und Zusammenhalt. All das eingebettet in nachvollziehbare Song-Strukturen mit ordentlich Wumms, die wiederum in schöner Regelmäßigkeit in genretypischen Mitgröl-Refrains gipfeln. Gleich der Opener „Boys Will Be Boys“ stößt die Tür ins Streetpunk-Land mit soviel Schmackes auf, dass es nur so in den Angeln scheppert. Packendes Songwriting, fette Produktion und einschlägige Crew-Gesänge laden in den Pit:
„Ain’t gave us any options, ain’t gave us any choice –
We’re now to old to change and grow up – boys will be boys.
We never say we’re sorry, but we got stories to tell
Meet us in the backstreets – see you in hell!“
Das ist nicht neu, wird aber ganz frisch serviert und ist ein Oi!-Punk-Hit erster Güte! Damit liegt die Latte hoch und kann, um es vorwegzunehmen, fortan nurmehr gerissen werden.
Auf Albumlänge ist die Band um musikalischen Facettenreichtum bemüht: Beim passend betitelten „Rocky Road“, wird es rockig, „Family Isn’t Always Blood“ tanzt als holpriger Shanty aus der Reihe und „Mad World“ hätte noch aus der Zusammenarbeit mit Mathias Farm (Millencolin) für das Vorgängeralbum stammen können. Vollends aus dem Streetpunk-Korsett schlüpft die Band bei alldem gleichwohl nie. Muss sie aber auch nicht. Am überzeugendsten bleiben Booze & Glory ohnehin, wenn es ohne Kompromisse nach vorne geht.
„Whiskey Tango Foxtrott“ hat eine Menge starker Momente. Immer dann nämlich, wenn die Musik catchy und dennoch nicht allzu vorhersehbar ist, macht der Longplayer einen Heidenspaß! Man muss bei diesem fortwährend transportierten Pathos allerdings schon selbst für die ironische Brechung sorgen – Booze & Glory nämlich versagen uns diese und scheinen das alles hier verdammt ernst zu meinen.
Band: Booze & Glory
Album: Whiskey Foxtrott Tango
VÖ: 12.09.2025
Label: Concrete Jungle Records