AWOLNATION – Kantine, Köln (17.06.2025)
Nachdem mich „The Phantom Five“ vor gut einem Jahr komplett über den Haufen gerockt und gesamplet hatte, ergab sich am vorgestrigen Dienstag nun in der Kölner Kantine die Gelegenheit, zu erleben, wie sich diese wilde Mixtur aus Disco-Sound und Thrash-Metal auf die Bühne bringen lässt.
Sommerabend, Biergarten, gechillte Stimmung – perfekte Rahmenbedingungen also für das Warum-Up eines gelungenen Konzertabends. Das dachte sich wohl nicht nur unser sechsköpfiges Reisegrüppchen, sondern auch eine Vielzahl der übrigen Besucher, und so ist der Outdoor-Bereich der Kölner Club-Institution zunächst besser gefüllt, als das eigentliche Venue.
Dort starten Makua aus Hawaii um 20 Uhr mit einem groovigen Reggae-Dub-Opener, der in der zunächst nur gut halb gefüllten Halle zwar sofort für Bewegung sorgt, für mich aber leider etwas mehr verspricht, als die Band um Frontmann und Namensgeber Makua Rothmann im Laufe ihres rund 30-minütigen Sets zu halten im Stande ist – über 1990s-Crossover und Tribal-Drumming entwickelt sich Makuas Output schließlich zu Mitklatsch-Rock mit ambitionierten Gesten. Technisch ist das alles durchaus gut und auch der Sound ist top; der vielzitierte Funke will bei unserem im hinteren Hallendrittel positionierten Tross aber noch nicht so recht überspringen. Einzig die gelungene Cover-Version von Jane’s Addictions „Been Caught Steeling“ nötigt uns alten Semestern eine gute Portion Wohlwollen ab. Die übrige, jetzt stetig wachsende Zuhörerschaft teilt das nur bedingt und feiert die Band stellenweise sogar frenetisch.

Kamen in Köln gut an: Makua Rothmann und Band.
Als Aaron Bruno, Awolnations kreatives Zentrum, gegen 21 Uhr aus dem Halbdunkel ans Mikrofon tritt und die vier Imperative „Jump! Sit! Stand! March!“ des gleichnamigen Openers von „The Phantom Five“ [Hier geht’s zum Review.] in die Kantine ruft, haben wir vorne Stellung bezogen und erleben den Startschuss zu einer ebenso ausgelassenen wie außergewöhnlichen Tanzparty hautnah mit. Am Bühnenrand moshen jetzt Tankard-Gerre-Lookalikes, während um sie herum Menschen im Club-Style hüpfen. Ich habe lange nicht so viele Menschen so beseelt – jede*r für sich und doch alle als Einheit – tanzen sehen. Erst nach etwa einer halben Stunde findet Bruno Zeit für eine kurze Pause und eine ebenso kurze Grußformel an das mittlerweile schon völlig verschwitzte Publikum. Ich komme mir längst vor wie ein Rookie – und halte alle anderen dagegen für die Fachkenntnis in Person: Beim Beginn eines jeden Songs wird gejubelt, jeder Breakdown wird passend bebangt und Texte werden nicht mitgesungen, sondern mitgeschrien. Die Awolnation-Fanclubs Deutschlands scheinen sich hier vorne eingefunden zu haben. Beeindruckend.

Inszenierung im Kleinformat: Awolnation wissen, wie’s geht.
„The Phantom Five Tour“ ist als Titel für den heutigen Abend dagegen nur bedingt passend gewählt, sollte oben genannter Opener doch einer von nur zwei Songs des 2024er-Albums bleiben. Die Setlist der Band, die in ihrer Heimat USA schon Konzerte vor knapp 15.000 Zuschauern stemmte, besticht stattdessen mit einem bunten Querschnitt ihrer Diskografie und einigen Improvisationen, die sowohl dem beeindruckenden Gitarristen als auch dem exzentrischen Frontmann selbst Raum zur Inszenierung geben. Nach exakt 60 Minuten ist Letzterer dann auch (dem von A.W.O.L.: „Absence Without Leave“ abgeleiteten Bandnamen entsprechend) ohne ein Wort der Verabschiedung von der Bühne verschwunden, während Ersterer sich in einem elegischen „Nothing else matters“-Solo ergeht und so die Pause bis zur Zugabe überbrückt.
Diese wiederum besteht allerdings nur aus den beiden Songs „Panoramic View“ (der andere The Phantom Five-Song) und „Sail“ (Awolnations Megahit und Durchbruch in 2011), ehe nach insgesamt nicht einmal 75 Minuten abrupt Schluss ist. Das und die Tatsache, dass es eben nur für zwei Songs des aktuellen Albums gereicht hat, drücken die Stimmung zunächst doch ein wenig – beides ist beim Abschluss-Drink im Biergarten aber längst schon wieder vergessen.