Terry Hoax – Live in Köln (16.02.2018)
Alte Liebe rostet nicht. Seit mehr als 20 Jahren gehe ich nun auf Terry Hoax-Konzerte. Und ganz ehrlich, enttäuscht wurde ich noch nie. Dafür hat diese Band einfach zu viele Hits und dafür ist sie auch viel zu sympathisch.
Ich erinnere mich noch an ein Konzert in der Hamburger Markthalle, auf dem Sänger Oliver Perau bereits beim ersten Song mit den Ordnern im Graben darüber diskutieren musste, was denn mit den Stagedivern zu machen wäre. Seine lapidare Ansage damals: „Lasst sie einfach springen.“ Fand ich als 16-jähriger natürlich sau cool.
2018 springt nur noch einer von der Bühne. Und das ist Perau selbst. Natürlich mit Ansage, damit sich das mittlerweile doch etwas ältere Publikum in der Mitte vor der Bühne sammeln kann. Aber lustig anzusehen ist das irgendwie schon immer wieder. Zumal im Kölner MTC auch genügend Publikum für eine solche Aktion vorhanden ist. Zwar ist der Keller Club im Süden der Domstadt nur halbvoll (bzw. nicht ganz ausverkauft :-) Anm. d. Red.), dafür sind die Anwesenden (inkl. der Theken-Crew) allerbester Laune. Warum auch nicht? Das Wochenende kann schlechter starten, als mit einer 90-minütigen Rock-Show.
Und eine Rock-Show liefern Terry Hoax definitiv ab. Der Schwerpunkt des Sets liegt auf dem neuen, ziemlich guten Album „Thrill“ und dem wahrscheinlich bekanntesten Album der Band „Freedom Circus“ (1992). Das von mir sehr geschätzte dritte Album „Splinterproof“ (1994) wird sträflich missachtet (wenn ich das richtig in Erinnerung habe, wurde nur „Grashopper“ von diesem Album gespielt), dafür aber extrem viel Wert auf die alten „Hits“ gelegt. „Insanity“ kommt recht früh im Set, „Live All“ und „Touch The Sky“ werden gewohnt ausgiebig gefeiert und von der Band in die Länge gezogen, während die Depeche Mode-Coverversion „Policy Of Truth“ ja sowieso über alles erhaben ist.
Sänger Perau ist gewohnt ausgelassen, kommuniziert höflich mit dem Publikum und reagiert auf den ein oder anderen Zwischenruf. Alles in allem sehr sympathisch und bodenständig. Der Rest der Band wirkt stellenweise etwas angeschlagen, freut sich aber über den Schnaps, den die Theken-Crew des MTCs auf die Bühne bringt („Das fühlt sich ja fast so wie früher an.“). Am Ende gibt es noch „Waterland“ vom Debütalbum „Life In Times Of…“, womit auch wirklich jeder im Raum sein Lieblingslied gehört haben dürfte.
Alles in allem bleiben Terry Hoax eine Band für das Ü40-Publikum. Ihre überaus erfolgreiche Crowdfunding-Aktion zum 2017er-Album „Thrill“ zeigt aber, wie vielen Menschen diese Band auch heute noch etwas bedeutet. Ich persönlich werde ja immer mal wieder belächelt, wenn ich davon erzähle, dass ich die Band super finde. Wenn ich mir dann aber anschaue, welch glückliche Gesichter bei einer Terry Hoax-Show vor und auf der Bühne stehen, dann spielt das alles keine Rolle. Authentischer und angenehmer sind Konzerte der angesagten Ami-Bands nämlich ehrlich gesagt nicht. Also, auf die nächsten 30 Jahre… Ich freu mich auf alles, was da noch kommen mag.
Video: Terry Hoax – „In Between“